© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  26/11 24. Juni 2011

Streit in der Burschenschaft
Bitte mehr Gelassenheit
Christian Vollradt

Die Geschichte der Burschenschaft ist eine Geschichte interner Streitereien. Schon im vorletzten Jahrhundert gab es ständig Hickhack – zwischen „Germanen“ und „Arminen“, zwischen Konservativen und dem „Progreß“, zwischen der „weißen“ und der „roten“ Richtung. Der jüngste Burschentags-Zoff um den Stellenwert der Abstammung als Mitgliedschaftskriterium ist insofern also keine Besonderheit; besser wird die Sache dadurch jedoch nicht. Um es klarzustellen: Die Frage, wer deutsch ist und wer nicht, hat nichts mit Rassismus zu tun. Es ist auch keine Diskriminierung, wenn ein Verein selbst darüber befindet, wer laut Satzung aufgenommen werden kann. Daß die verbandsinterne Debatte nun medial aufgebauscht wird, hat viel mit der Pflege liebgewonnener Feindbilder zu tun – dem des per se „rechtsradikalen Burschi“.

Ungeachtet dessen trugen auch manche, denen es berechtigterweise „ums Prinzip“ geht, zur desaströsen Außenwirkung bei, indem sie weit übers Ziel hinausgeschossen sind. Nun wurden die Wogen vorerst geglättet, aber der Dachverband wird wohl weiter ausdünnen. Zu verhindern wäre dies nur, wenn ihm die überbordende Regelungswut entzogen würde und den Einzelbünden – „konservativen“ wie „liberalen“ – mehr Gestaltungsfreiraum bliebe. Denn Prinzipien sind wichtig, „aber der Mann steht über dem Prinzip“ (Helmuth von Moltke).

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