© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/11 17. Juni 2011

Krankenkassen warnen vor höheren Ausgaben bei Honoraren
Spiel mit dem Feuer
Jens Jessen

Für den Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) findet der Hausärztemangel nicht statt. Im Gegenteil. Für das gesamte Bundesgebiet hat der Bundesverband der Betriebskrankenkassen (BKK Faktenspiegel 4/11) nur einen einzigen Landkreis in Sachsen-Anhalt dingfest gemacht, der mit einem Versorgungsgrad unter 65 Prozent das Kriterium für eine hausärztliche Unterversorgung erfüllt.

Der GKV-Spitzenverband verunsichert die Versicherten mit den Auswirkungen des geplanten Versorgungsgesetzes der Bundesregierung: Es solle sie mit bis zu 2,8 Milliarden Euro zusätzlich belasten. Das Bundesgesundheitsministerium hat diese Behauptung als falsch zurückgewiesen. Das Gesetz solle den Ärztemangel im ländlichen Raum vermindern. Dazu müßten die bisherigen Mechanismen wieder regionalisiert und flexibilisiert werden. Das Geld würde nur anders verteilt. Die Begrenzung der Vergütungsvolumina für Ärzte ist danach unverrückbar. Das ist eine mutige Aussage. Ob sie mittelfristig noch Bestand hat, kann bezweifelt werden. Schließlich erhöht sich die Belastung der Kassen durch die steigende Zahl chronisch Kranker, die an die medizinische Versorgung erhöhte Anforderungen stellen. Solange das wachsende Problem der Unterversorgung nicht gelöst ist, wird der Druck auf die Kassen und die Kassenärztlichen Vereinigungen wachsen. Zwischen 1990 und 2010 stieg die Zahl der Vertragsärzte um 60 Prozent auf rund 150.000.

Das Versorgungsungleichgewicht zu entschärfen, ist eine Aufgabe, die immer wieder verschoben wurde. Im kommenden Versorgungsgesetz ist ein Strukturfonds vorgesehen, mit dessen Mitteln die Kassenärztlichen Vereinigungen Ärzte in unterversorgte, meist ländliche Gebiete locken sollen. Die Krankenkassen könnten zum Abbau des Versorgungsungleichgewichts beitragen, da der Gesundheitsfonds 2010 einen Nettoüberschuß von zwei Milliarden Euro in ihre Kassen gespült hat.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen