© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/11 10. Juni 2011

Meldungen

Organspende und Hirntod: Neue Regeln

BERLIN. Voriges Jahr spendeten knapp 1.300 Deutsche Organe, 12.000 Patienten warteten auf ein neues Organ. Diese Lücke könnte größer werden, wenn die US-Diskussion über Organentnahme bei Hirntoten auch hierzulande aufflammt. Die Gleichsetzung von Hirntod und Tod, aufgrund deren das deutsche Transplantationsgesetz nur bei Toten die Entnahme lebenswichtiger Organe gestattet, gilt von physiologischer Warte aus seit langem als unhaltbar. Die American Academy of Neurology bescheinigte 2010 der Hirntoddiagnostik „fehlende wissenschaftliche Fundierung“. US-Bioethiker verwiesen, wie Sabine Müller (Charité Berlin) ausführt, bereits 2008 auf „neue empirische Ergebnisse zum integrierten Funktionieren des Körpers von Hirntoten“. Sie erzwängen eine Revision der deutschen Regeln für die Organentnahme (Aus Politik und Zeitgeschichte, 20-21/11). (kn)

 

Fukushima: Ein Tropfen im Ökosystem Ozean?

TOKIO. Anläßlich der AKW-Katastrophe in Fukushima machten Horrormeldungen von einer radioaktiven Verseuchung des Pazifiks die Runde. Selbst die zögerliche Regierung in Tokio ließ die radioaktive Belastung von Meeresfrüchten streng prüfen. Die Mehrheit der Wissenschaft gibt indes Entwarnung. Obwohl Langzeitfolgen für das Ökosystem schwer abzuschätzen seien, wie Bruno Fiévet vom Institut für Strahlenschutz in Cherbourg betont, glauben US-Kollegen wie der Meeresbiologe Nicholas Fisher (Stony Brook University), daß die Größe des Pazifiks jede Gefahr ausschließe. Die Strahlenbelastung falle als „Tropfen in einem Eimer“ gar nicht auf, auch wenn Hydrobiologen bei wenigen Fischen Cäsium nachweisen konnten (Science 4/15/11). (psch)

 

Profitable Kaderschmiede der technischen Tüftler

DRESDEN. Textilbeton ist ein neuer Baustoff, stabil wie Stahlbeton, aber flexibler und leichter. Er könnte bald bei der Sanierung empfindlicher historischer Gebäude zum Einsatz kommen. Dann würde eine Erfindung von zwei Dresdner Professoren, die von einem privatrechtlich organisierten Kleinunternehmen der TU vermarktet wird, große Gewinne einfahren. Dabei ist das Deutsche Zentrum für Textilbeton nur eins von 17 Tochterunternehmen unter dem Dach der „TU Dresden Aktiengesellschaft“ (Tudag), die jährlich 34 Millionen Euro umsetzt. Die Tudag-Konstruktion gilt als Modell dafür, wie öffentliche Hochschulen ihr Wissenspotential profitabel erschließen können. Die Voraussetzungen an Sachsens „Kaderschmiede der Tüftler“ waren besonders günstig: Mit 70 Patentanmeldungen pro Jahr belegen die Dresdner eine Spitzenposition in Deutschland (Deutsche Universitäts-Zeitung, 6/11). (kn)

 

Erkenntnis

„Alle antike Philosophie war auf Simplizität des Lebens gerichtet und lehrte eine gewisse Bedürfnislosigkeit. In diesem Betracht haben die wenigen philosophischen Vegetarier mehr für die Menschen geleistet als alle neuen Philosophen.“

Friedrich Nietzsche (1844–1900)

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