© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/11 03. Juni 2011

Meldungen

Wein und Chemie: Grenzen der Analytik

Meersburg. Die ältesten Spuren des Weinbaues in Georgien sind 8.000 Jahre alt. Und die Grundschritte der Vinifikation, so der Lebensmittelchemiker Herbert Otteneder, haben sich seither kaum verändert. Aber dafür hat nach 1945 der Einfluß technischer Mittel – bei der Weinlese, über die Gärung bis hin zum Alkoholmanagement – enorme Bedeutung gewonnen. Die Anreicherung mit Zucker oder Mostkonzentraten ist in der EU grundsätzlich erlaubt, in Deutschland nur bei Prädikatweinen verboten. Um kriminellen Taten (Glykolskandal, Panschereien) auf die Spur zu kommen, wurde aber die Weinanalytik verfeinert. Keinen Fortschritt gibt es in Fragen der gesundheitlichen Folgen des Weingenusses. So sei der Rat, zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Krankheiten der „Wunderdroge Rotwein“ kräftig zuzusprechen, wissenschaftlich so wenig zu erhärten wie die Wirkung des Weins als Psychopharmakon (Chemie in unserer Zeit, 4/11). (li)

 

Medizin: Kategorische Ablehnung des Schicksals

FREIBURG. Um die Debatten über Schönheitschirurgie, Organspende oder PID zu begreifen, bedarf es nach Ansicht von Giovanni Maio (Institut für Ethik und Geschichte der Medizin Freiburg) eines anthropologisch-philosophischen Ansatzes (Zeitschrift für medizinische Ethik, 2/11). Nur so könne man erkennen, daß das Menschenbild der modernen Medizin durch die „kategorische Ablehnung des Schicksals“ bestimmt werde. „Blindes Machbarkeitsdenken“ betrachte den Menschen als Automaten, dessen Funktionen voll vom Arzt-Ingenieur zu kontrollieren seien. Doch diese „Verbannung des Schicksals“ generiere nur neue Unfreiheiten. Wer den Versprechungen der ästhetischen Medizin glaube, unterwerfe seine Körperform dem Druck der Leistungsgesellschaft und riskiere es, sie „schon morgen nochmals auf ihre Tauglichkeit“ überprüfen zu müssen. Die „Hochglanzmedizin“ führe in neue Abhängigkeiten. (li)

 

Umwelthilfe kritisiert Programm für E-Mobile

BERLIN. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat das „Regierungsprogramm Elektromobilität“ (JF 21/11) scharf kritisiert. Es zeige, wie große Industriefirmen „ungeniert das politische Handeln einer Bundesregierung im eigenen Firmeninteresse steuern“, erklärte DUH-Chef Jürgen Resch. So habe etwa aus dem jetzigen Programm „Modellregionen Elektromobilität“ die Firma Porsche „für den Bastel-Umbau“ von drei Boxster auf Elektromotoren einen Staatszuschuß in Höhe von 2.882.832 Euro abgegriffen. Die einseitige Ausrichtung auf E-Mobile sei falsch, da diese „nach allen seriösen Prognosen auch in zehn Jahren noch auf wenige Anwendungsbereiche beschränkt sein werden“. (fis)

 

Erkenntnisse

„Die Wissenschaft hat keine moralische Dimension. Sie ist wie ein Messer. Wenn man es einem Chirurgen und einem Mörder gibt, gebraucht es jeder auf seine Weise.“

Wernher von Braun (1912–1977), Raketen- und Weltraumpionier

 

Der bequemere Weg ist der falsche, und der Weg, der am unbequemsten erscheint, ist der richtige.

Carl Friedrich Goerdeler (1884 –1945)

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