© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/11 03. Juni 2011

Zeitschriftenkritik: Vision 2000
Auf die Wurzeln besinnen
Werner Olles

Daß Europas Zivilisation und Kultur ohne ihre christlichen Wurzeln überhaupt nicht denkbar ist, verschwindet zunehmend aus dem Bewußtsein seiner Völker. Ermutigende Gegenbeispiele wie jetzt in Ungarn, wo die regierende Fidesz-Partei eine neue Verfassung beschlossen hat, die sich ausdrücklich auf diese Wurzeln bezieht, lösen dagegen im In- und Ausland sofort heftige Polemiken aus. Vor allem den verbissenen Laizisten innerhalb der EU geht es darum, alle Fragen der Religion und des Glaubens aus der Öffentlichkeit zu verdrängen.

Doch spätestens seit der massiven Zuwanderung von Moslems nach Europa hat sich die Situation dramatisch geändert. Nun lebt mitten unter uns eine wachsende Zahl von Menschen, die ihren Glauben öffentlich bekennen und zudem von der Mehrheitsgesellschaft verlangen, daß dieser Glaube nicht nur im Sinne der hier herrschenden Religionsfreiheit toleriert wird, sondern daß diesem auch bei der Gestaltung des öffentlichen Lebens ein entscheidender Einfluß zuzukommen hat.

Dieser Problematik, die in den kommenden Jahrzehnten für die europäischen Völker und Staaten zu einer Existenzfrage werden wird, widmet sich die aktuelle Ausgabe (3/2011) der sechsmal jährlich erscheinenden Zeitschrift Vision 2000 in ihrem Schwerpunktthema „Europas Wurzeln neu beleben“ aus dezidiert römisch-katholischer Sicht. Chefredakteur Christof Gaspari läßt dabei keinerlei Zweifel daran, daß allein eine Rückbesinnung auf Europas Wurzeln der Gleichgültigkeit und der Parteinahme der Medien, „gegen alles, was nach christlichem Glauben riecht“ entscheidend und erfolgreich Paroli bieten kann. Mit ihrer antichristlichen Glaubensfeindschaft verschütte die moderne Gesellschaft gerade jene Quelle, „ohne die der Erfolgsstrom des alten Kontinents nicht geflossen wäre.“ „Europa als Begriff ist nur als kulturelle Einheit verständlich“, schreibt der Autor und betont, daß jener Raum wesentlich von der Botschaft Christi geprägt wurde, die in den 1.000 Jahren, die heute abschätzig als „dunkles Mittelalter“ bezeichnet werden, die Grundlage für die europäische Lebensform und Kultur gelegt hat.

Weit davon entfernt eine mittelalterliche Idylle zu zeichnen, beschreibt der Historiker Jean Daujat, wie Europas Kultur ab dem 11. Jahrhundert unmittelbar aus dem Christentum hervorgegangen ist. Es war die Kirche, die Spitäler, Schulen und Universitäten gründete und wesentlich zur neuen Blüte der Kunst und der Philosophie beitrug. Als es gegen Ende des Mittelalters zu ärgerniserregendem Fehlverhalten vor allem auch bei kirchlichen Würdenträgern kam, wurde aus der berechtigten Kritik an solchen Mißständen eine antichristliche Revolution, die alles auf den Kopf stellte und mit ihrer Maßlosigkeit und ihrem Zynismus den Weg zu den Totalitarismen der folgenden Jahrhunderte ebnete: den unvorstellbaren Blutbädern der Französischen Revolution und der Pariser Kommune, der kommunistischen Sowjetdiktatur, der Herrschaft der Nationalsozialisten und der Kulturrevolution in China.

Kontakt: Verein Vision 2000, Elisabethenstr. 26/22, A-1010 Wien, Telefon: 00 43 / 1 / 5 86 94 11 www.vision2000.at

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