© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/11 03. Juni 2011

Anschlag auf deutsche Soldaten in Afghanistan
Erbarmungslos
Günther Deschner

Fast zehn Jahre in Afghanistan und mehr als 50 tote Soldaten – von den hehren Zielen, für die deutsche Soldaten in den Krieg geschickt worden sind, ist so gut wie nichts geblieben. Der spektakuläre Anschlag in Talokan hat das erneut bestätigt. Mitten in einem afghanischen Gouverneurssitz konnte ein Attentäter zuschlagen.

Wieder wurden deutsche Soldaten getötet oder verwundet, unter ihnen der Isaf-Befehlshaber „Nord“, General Markus Kneip. Ob nun der deutsche General das Ziel war oder Daud Daud, der zum Polizeichef avancierte Kriegsfürst der früheren Nordallianz – die Taliban betrachten beide als Vertreter eines Regimes, das keine politische Legitimität besitzt.

Auch das von der Bundeswehr verfolgte „Partnering“, das deutsche eng mit afghanischen Truppen verzahnen soll, wird durch das Attentat erneut in Frage gestellt. Schon einmal, vor drei Monaten, hatte ein afghanischer „Kamerad“ drei Deutsche erschossen. Kein Wunder, daß Bundeswehrsoldaten ihre afghanischen „Partner“ schon mehr fürchten als die Taliban. Wer ist der Feind? Wo ist er? Wie sieht er aus? Weil niemand mehr – nach zehn Jahren Krieg – diese Fragen beantworten kann, ist kaum noch zu verbergen, daß das militärische Abenteuer in Afghanistan zum Scheitern verurteilt ist. Das war es auch schon, als es begann.

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