© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  22/11 27. Mai 2011

Mittendrin statt nur dabei
Die JF in der Bundespressekonferenz
(JF)

Daß die Bundespressekonferenz (BPK) ihre eigenen Regeln hat, mußte Bundesverkehrsminister Reinhard Klimmt (SPD) im Jahr 2000 schmerzhaft erfahren. Die Fragen der in der BPK zusammengeschlossenen Hauptstadtkorrespondenten zu einem gegen Klimmt verhängten Strafbefehl waren so bohrend, daß der Minister sein Heil schließlich in der Flucht suchte. Diese lief am Abend in allen Nachrichtensendungen und beschleunigte den Rücktritt des Ministers.

Klimmt wurde eine deutsche Besonderheit zum Verhängnis: Denn anders als in den meisten Ländern bestimmen in der BPK nicht die Politiker, sondern die Journalisten die Regeln. Sie laden die Kanzlerin, die Minister oder die Vertreter der Opposition zum Gespräch und nicht umgekehrt. Ein feiner, aber gewichtiger Unterschied. Denn wer wen was fragt, entscheiden hier die Hauptstadtkorrespondenten selbst. So lassen sich etwa Wortmeldungen von Journalisten, von denen unbequeme Fragen zu erwarten sind, nicht einfach von den Politikern „übersehen“ – und wenn eine Frage nur unbefriedigend beantwortet wird, stellt ein anderer Kollege sie eben einfach noch einmal. Für die Politiker ist dies nicht immer angenehm.

Die JUNGE FREIHEIT ist seit 2007 mit Politikredakteur Marcus Schmidt in dem Gremium vertreten. Der Versuch einiger linker Journalisten, dies aus politischen Gründen zu verhindern, scheiterte an der Mitgliederversammlung, die dem Aufnahmeantrag zustimmte. Seitdem ist die JF mit dabei, wenn die Bundeskanzlerin über die Zukunft der Koalition befragt wird oder der Verteidigungsminister über die neuste Bundeswehrreform informiert.

Und spätestens im November sind bei den Politikern auch die peinlichsten Befragungen vergessen. Dann lädt die BPK zum Bundespresseball, dem wichtigsten gesellschaftlichen Ereignis des politischen Berlins. Diesen Termin läßt sich selbst der Bundespräsident nicht entgehen.

Foto: Marcus Schmidt in der BPK: Stelldichein der Hauptstadtkorrespondenten

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