© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/11 20. Mai 2011

Frisch gepresst

Knut Hamsun. Der Nachruf in der Osloer Aftenposten vom 7. Mai 1945, geschrieben von Knut Hamsun, Adolf Hitler würdigend als „Krieger für die Menschheit“ und „reformatorische Gestalt höchsten Ranges“ – dieser kurze Abschiedsgruß ist untrennbarer mit dem Namen des norwegischen Nobelpreisträgers von 1920 und „Kollaborateurs“ von 1940 verbunden als die in zahllosen Ausgaben greifbare literarische Produktion des Autors. So verging auch im August 2009 sein 150. Geburtstag nicht, ohne wieder kräftig auf den weltanschaulichen, Agrarromantik, Antikapitalismus und Anglophobie mischenden Gehalt seiner Romane und die politische Rolle als „großer Freund Deutschlands“ und unbeirrbarer Parteigänger des Nationalsozialismus mit moralischem Zeigefinger hinzuweisen. Um so erstaunlicher ist es, daß die 2003 in Oslo erschienene, nun ins Deutsche übersetzte Hamsun-Biographie Ingar Sletten Kolloens diese Facetten des Meisters eher unterkühlt abhandelt. Ganz im Vordergrund steht statt dessen die Analyse eines hochneurotischen Charakters, die Aufdeckung der psychischen Struktur des antimodernen Künstlers, ohne daß mehr als der Anspruch erhoben würde, eine komplexe Persönlichkeit in ihrem Widerspruch, als kantisch krummes Holz vorzustellen. (jr)

Ingar Sletten Kolloen: Knut Hamsun. Schwärmer und Eroberer. Narzisst und Nobelpreisträger, Landt Verlag, Berlin 2011, 492 Seiten, Abbildungen, 29,90 Euro

 

Posen. Publikationen abseits des Buchmarktes sind dazu verdammt, meist nur vom Mikro-Leserkreis rezipiert zu werden. Die von Armin Ziegler produzierte Schrift über die ehemalige preußische Provinzstadt, die nach dem siegreichen Polenfeldzug bis 1945 zur Hauptstadt des „Reichsgaues Wartheland“ wurde, hat dieses Schicksal nicht verdient. So hat der als „Reichsdeutscher“ im Schlepptau seines Vaters 1940 an die Warthe gezogene Ziegler ein Porträt der Institutionen und Menschen seiner kurzzeitigen Vaterstadt angefertigt (über armin.ziegler@t-online.de zu beziehen). Anhand vieler Stadtpläne, Verzeichnisse von Kirchen, Museen, Theatern oder Gaststätten bis hin zu Behörden und Schulen bietet er einen nützlichen Beitrag zu Posens Geschichte  im damaligen Spannungsfeld von polnischer Bevölkerung, Deutschen aus der Region, „dem Reich“ oder aus den Umsiedlungsgebieten im Baltikum und Südosteuropa. (bä)

Armin Ziegler:    Posen. Öffentliches Leben im II. Weltkrieg. Institutionen und ihre Menschen. Selbstverlag,      Schönaich 2010, broschiert, 81 Seiten, Abbildungen, 19,80 Euro

 

Historisches Kalenderblatt

21. Mai 1921: Der gegen die polnischen Insurgenten in Oberschlesien formierte deutsche Selbstschutz erstürmt unter dem Kommando des Generalleutnants Karl Höfer den strategisch wichtigen Annaberg in Oberschlesien, die stärkste Befestigung der Polen.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen