© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/11 20. Mai 2011

Kulturkritischer Angstabbau nach 1945
Verheißungen des guten Lebens
(jr)

Der Fokus auf die Angst-Imprägnierung gesellschaftlicher Selbstbilder verortet die Kulturkritik im Denkraum der Moderne.“ Wer so schreibt, dem hilft kein Therapeut mehr. Dabei provoziert das Thema, „emotive Kulturkritik“ bei Ernst Jünger, Arnold Gehlen und Theodor W. Adorno, Lars Koch wahrlich nicht zum stilistischen Amoklauf. Aber da nach Nietzsche schlechter Stil und schlechtes Denken eins sind, muß auch Kochs Analyse des kulturkritischen Umgangs mit der Angst im Konventionellen versanden. In Jüngers „Waldgänger“-Reflexionen entdeckt er daher nur „Affirmation des Status quo“ (Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik, 161-2011). Der Soziologe Gehlen hoffe unbegründet auf Angstabbau durch „Revitalisierung der Institutionen“, die allein den Einzelnen in moderner Unbehaustheit stabilisierten. Aber die ideale, weil „radikalere Form der Zeitdiagnostik“ habe natürlich Adornos „Negative Dialektik“ offeriert. Aufgehängt am schwammigen Zauberwort „Selbstbestimmung“ eröffnete sein Konzept „emanzipatorischer Angst-Bearbeitung“ samt des Versprechens „gutes Leben für alle“ die einzig wahren Auswege aus bedrückenden „Verblendungszusammenhängen“ des Massendaseins. Von diesem Konzept zum Angstmanagement der Ökologie- und Friedensbewegung der 1970er sei es dann nur ein „Katzensprung“ gewesen.  www.uni-siegen.de

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