© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/11 13. Mai 2011

Deutsch-jüdische Geschichte: Aus Betroffenheit werde Wissenschaft
Kontinuität ideologischer Deutungen
(jr)

Deutsch-jüdische Geschichte, begriffen als autonomer Teil deutscher Geschichte, hat sich an einigen Universitäten als Subdisziplin etabliert. Verdienten die nach 1990 angebotenen, geistes- und religionsgeschichtlich orientierten Veranstaltungen eher das Etikett „Jüdische Studien“, hat sich das Themenspektrum inzwischen auf die allgemeine Geschichte von der Aufklärung des 18. Jahrhunderts bis zur NS-Zeit erweitert. Seitdem haben auch immer mehr nichtjüdische Historiker diese ausgedehnten Forschungsfelder entdeckt. Aus deren „Betroffenheit“, zu der sie „allen Grund“ hätten, entfalteten sich heute „Fragehaltungen“, die durch Reflexion und Methode in Wissenschaft mündeten. Ob beim bundesdeutschen Historikernachwuchs Betroffenheit wirklich zur Wissenschaft gerinnt, wie Thomas Brechenmacher versichert (Historische Zeitschrift 292-2011), mag zu bezweifeln sein. Zumal im Rahmen der ohnehin weltanschaulich eminent aufgeladenen Geschichtswissenschaft. Wie Brechtenmachers Sichtung der Traditionsbestände der im 19. Jahrhundert wurzelnden deutsch-jüdischen Geschichtsschreibung zeigt, stünde man 2011 überdies in einer Kontinuität ideologischer Deutungen, die sich vom Althistoriker Eugen Taeubler bis zum „letzten Preußen“ Hans-Joachim Schoeps in politischer Absicht der „Auflösung der Gegensätze“ verschrieben hatten. www.oldenbourg-verlag.de

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