© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/11 13. Mai 2011

Katja Suding. Die FDP-Nachwuchshoffnung ist auf dem Vormarsch. Doch wofür steht sie?
Frau ohne Eigenschaften
Sverre Schacht

Katja Suding lieferte der FDP den letzten Wahlerfolg, vor dem dramatischen Absturz der Partei bei den Landtagswahlen Ende März. Seitdem gilt die adrette Nachwuchspolitikerin, Jahrgang 1975, als  „die schärfste Waffe der FDP“ (Bild), „Westerwelles next Topmodel“ (Spiegel Online) oder die „Muntermacherin“ (Tagesspiegel) der Partei. Im Februar holte Suding in Hamburg 6,7 Prozent und führte damit die zerstrittenen Elbliberalen mit dem besten Ergebnis seit 37 Jahren zurück in die Bürgerschaft. Seither steht sie vorn in der FDP-Erneuerungsbewegung, die Parteichef Philipp Rösler so gerne beschwört.

Frau, jung, fröhlich und unideologisch, so macht die freiberufliche Kommunikations- und PR-Beraterin Konservativen wie Reformern Hoffnung. „Hamburg hat gezeigt, was möglich ist“, skizziert Dirk Niebel Suding als Modell für kommende Landtagswahlen. Und „Katja“ (Wahlplakat) will nicht bloß Hanseaten ein „Ja“ entlocken, auf dem Bundesparteitag greift sie nach der Bundespolitik: „Aus Hamburg und aus anderen Landesverbänden bin ich angesprochen worden, mich auch in Berlin zu engagieren. Und dazu habe ich Lust.“ Zuerst ging es um den Bundesvorstand, jetzt will sie sich ins Parteipräsidium wählen lassen. Der Coup könnte gelingen, gerade weil es ihr nicht auf den ersten Rang ankommt. Selbst in ihrem eigenen Landeswahlkampf ordnete sie sich Guido Westerwelle unter. Er sprach, sie lächelte an seiner Seite.

Westerwelle gilt als ihr Entdecker: Als seine Tischdame betrat sie zum Dreikönigsball der Liberalen Anfang des Jahres in Stuttgart erstmals die bundespolitische Bühne. Ihr Gesicht steht seither für „positiv denken, positiv handeln“ – mehr geben Plakate kaum her. Reden von ihr sind kurz und unprogrammatisch. Die studierte Politikwissenschaftlerin zehrt von der Zerfleischung anderer. Ihre Parteifreundin Sylvia Canel, mit der sie lange zusammengearbeitet hatte, ließ sie  – auch im politischen Sinne – links liegen, als diese im April 2010 Landesvorsitzende werden wollte. Statt dessen traf sie Absprachen mit Amtsinhaber Rolf Salo. Der wurde, obwohl intern umstritten, bestätigt, wobei der Suding-Faktor den Ausschlag gab. Hintergrund: Salo hatte zuvor dafür gesorgt, daß Suding Spitzenkandidatin für die Hamburg-Wahl wurde. Nun fördert er ihren bundespolitischen Start.

Auch aus der Bundesspitze fehlt es nicht an Lob: „Solche erfolgreichen Frauen gehören ins Präsidium. Gerade jetzt, wo alles über die Quote diskutiert“, so Bundesvize Cornelia Pieper. Dabei ist Suding gegen die Quote, denn „starke Frauen setzen sich alleine durch“. Den Zuspruch verdankt sie auch hier nicht einem Standpunkt, sondern der Balance aus Treue zu Westerwelle bei inhaltlicher Fühlungnahme mit den Reformern, wie etwa Generalsekretär Lindner. Konkretes ist bei Katja Suding schwer auszumachen – schöne Aussichten.

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