© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/11 06. Mai 2011

Wahrhaft wehrhaft
Bayerische Gebirgsschützen präsentieren ihre Waffen beim Patronatstreffen in Traunstein
Wolfhard H. A. Schmid

Eine jahrhundertalte Tradition halten 47 bayerische Gebirgsschützenkompanien an ihrem Patronatstag aufrecht. Seit dem 15. Jahrhundert bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges wurden sie immer wieder zur Landesverteidigung aufgerufen. Die immer wiederkehrende Angst der bayerischen Kurfürsten, daß ihr Land durch das habsburgische Österreich vereinnahmt werden könnte, hatte dann später zu wiederholten kriegerischen Auseinandersetzungen geführt.

Tragischer Höhepunkt war die Mitwirkung bei der Niederwerfung des Tiroler Aufstandes von 1809. 1869 wurden die Gebirgsschützen aufgelöst und in die damalige Bayerische Armee überführt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Tradition durch Gründung des Bundes der Bayerischen Gebirgsschützenkompanien wiederbelebt. Seither ist es jedesmal ein farbenprächtiges Bild, wenn Gebirgsschützen in überlieferten Trachten bei ihren Treffen aufmarschieren, um mit historischen Waffen symbolisch gegen den Werteverfall in unserer Gesellschaft zu demonstrieren (JF 31-32/08). Ihr Bekenntnis dient dem Erhalt überlieferter Werte – christlicher Glauben, Heimatbewußtsein und kulturelle Vielfalt im Alpenraum.

Durch ihren katholischen Glauben geprägt, haben sich die bayerischen Schützen die Mutter Gottes als Schutzpatronin auserkoren. Der Festtag zu Ehren der „Patrona Bavariae“ geht auf Kurfürst Maximilian I. zurück, der Maria zur Schutzpatronin Bayerns ernannt hatte. Die aus diesem Anlaß 1638 im Zentrum Münchens, am damaligen Schrannenplatz (heute Marienplatz) errichtete Mariensäule gehört noch heute zum Stadtbild.

2010 trafen sich die Gebirgsschützen im Klosterdorf Benediktbeuern. Wohl wissend, daß man sich konservatives Wählerpotential sichern muß, ist Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) dort als Schutzherr dieser Veranstaltung aufgetreten. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern Edmund Stoiber, Max Streibl und Franz Josef Strauß ist er jedoch noch kein Ehrenmitglied. „Ist aber geplant“, antwortet der Landeshauptmann der Bayerischen Gebirgsschützen, Karl Steininger, auf eine diesbezügliche Frage.

Dieses Jahr findet der Patronatstag am 8. Mai im oberbayrischen Traunstein im Chiemgau statt. Gastgeber ist die dortige Schützenkompanie, in der übrigens der CSU-Bundestagsabgeordnete und Protestant Peter Gauweiler Ehrenoffizier ist. „Wir erwarten etwa 4.000 Schützen“, so Steininger. In die Zukunft blickt er optimistisch: „Nachwuchssorgen wie die Trachtler haben wir noch nicht, wenn man von den städtischen Kompanien absieht, aber sie sind absehbar“, meinte Steininger allerdings auch.

In Tirol haben die Gebirgsschützen ebenfalls eine lange Tradition. Heute sind aus ehemaligen Gegnern Freunde geworden. 1975 haben sich die alpenländischen Schützen in einer Proklamation zu einer geistigen und kulturellen Einheit bekannt und zu einem überregionalen Verbund zusammengeschlossen. Ihm gehören 12.000 bayrische Schützen, 15.000 aus Nord- und Osttirol sowie 5.000 aus Süd- und Welschtirol (den heutigen italienischen Provinzen Trient und Belluno) an.

Diese Zusammengehörigkeit kommt alle zwei Jahre in einem Alpenregionstreffen zum Ausdruck, dessen Austragungsort stets wechselt. 2012 sind die Welschtiroler Gebirgsschützen in Vielgereuth, unweit von Rofreit Gastgeber. Ganz ihrer Tradition verpflichtet, haben die dortigen Schützen die alten österreichischen Bezeichnungen für das heutige Folgaria und Rovereto im Trentino beibehalten.

www.gebirgsschuetzen.org

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