© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/11 06. Mai 2011

Meldungen

Luftqualität: Atemlos im Moloch der Megastädte

MÜNCHEN. Vor 60 Jahren galten nur New York und Tokio als „Megastädte“, heute sind es 20 Metropolen, die mehr als zehn Millionen Einwohner zählen – mit tödlichen Folgen. Wegen der Luftverschmutzung in diesen Molochen sterben etwa in Karatschi 15.000 Menschen jährlich mehr als anderswo in Pakistan. Ähnlich ist es in Dhaka, Kairo oder Peking. Wie eine indische Forschergruppe in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz herausfand, ist das Gesundheitsrisiko in den Ballungszentren der Dritten Welt ungleich höher als in denen der Industriestaaten. In Los Angeles kostet der Smog kaum 500 Tote zusätzlich. Entgegen der Erwartung, das gestiegene Kfz-Aufkommen – in Neu-Delhi gab es 1971 etwa 180.000 Autos, heute 3,8 Millionen – schnüre den Großstädten die Luft ab, sind die gefährlichsten Emittenten Kohlekraftwerke. Sie verursachen in Neu-Delhi 80 Prozent der Schwefeldioxid- und Feinstaubbelastung. (Max Planck Forschung, 4/10). (hl)

 

Neuroökonomie: Blick ins Konsumentenhirn

BONN. Was Bernd Weber, Leiter der Abteilung Neurocognition der Bonner Klinik für Epileptologie als jüngste Differenzierung seiner Disziplin präsentiert, scheint zu deren Kommerzialisierung direkt einzuladen. Auf seiner Heisenberg-Professur versucht Weber nämlich an die in den USA bereits profilierte Neuroökonomie anzuschließen. Die Zukunft sieht er in der globalen Vernetzung von Neuro- und Wirtschaftswissenschaften, um die Einflüsse genetischer, hormoneller und Milieufaktoren auf das ökonomische Verhalten des Menschen zu ermitteln. Das bessere Verständnis von Kaufentscheidungen trage dazu bei, das Konsumverhalten zu verändern. Dieses Manipulationspotential werden Werbechefs gern nutzen. Und zwar nicht im Sinne Webers, der Hirnareale erkundet, um die Bedingungen einer „höheren Aktivierung“ des Konsumenten für Bioprodukte zu erforschen (DFG-Forschung, 1/11). (psch)

 

Heiligkeit des Lebens und Dienstleisterethik

ESSEN. In den Niederlanden und Belgien gehört der assistierte Suizid zu den ärztlichen Leistungen. Von katholischer Warte, so der Mediziner Hans Thomas (Opus Dei), ist dies eine Konsequenz aus der Preisgabe der absoluten Position der „Heiligkeit des Lebens“ (Katholische Bildung, 3/11). In welchen Sackgassen dies ende, zeige Holland: Bei einem Viertel der Euthanasiefälle stehe fest, daß der Patient seine Tötung weder verlangt noch in sie eingewilligt habe. Die von Bioethikern wie Hubert Markl, Norbert Hoerster oder Peter Singer seit langem von metaphysischen Prämissen „befreite“ Ethik mache das Leben ungeborener, kranker oder moribunder Menschen „verfügbar“. (wm)

 

Erkenntnis

„Das Genie schlägt bei den Deutschen mehr in die Wurzel, bei den Italienern in die Krone, bei den Franzosen in die Blüte und bei den Engländern in die Frucht.“

Immanuel Kant, deutscher Philosoph (1724–1804), in seinem Buch „Anthropologie in pragmatischer Hinsicht“ (1798).

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