© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/11 06. Mai 2011

Zeitschriftenkritik: Civitas
Anleitung zum Christsein
Werner Olles

Das der traditionalistischen Priesterbruderschaft St. Pius X. nahestehende Civitas-Institut beschäftigt sich im aktuellen Heft 11 der dreimal jährlich erscheinenden Zeitschrift für das christliche Gemeinwesen Civitas unter anderem mit der Frage, was man praktisch für den Aufbau einer christlichen Gesellschaftsordnung tun kann und legt aus diesem Anlaß ein zehn Punkte umfassendes „Programm für die Wiederherstellung einer christlichen Gesellschaftsordnung“ vor. Beginnen müsse man in der Familie, im Beruf, am Arbeitsplatz, in der Schule, im Freundeskreis und in der Wohngemeinde. Zu den praktischen Schritten gehören dabei der Wechsel zu einer genossenschaftlichen Bank, der Einkauf bei kleinen Händlern und auf Märkten anstatt bei den großen Lebensmittelkonzernen, die Erwerbung von Wohneigentum und der Anbau von Obst und Gemüse im eigenen Garten, die Gründung eines christlichen Unternehmens und einer katholischen Grundschule und die Teilnahme an ignatianischen Exerzitien.

Gleichzeitig hat das Institut auch sein Dienstleistungsspektrum erweitert und bietet jetzt neben einer Existenzgründerberatung auch eine Beratung für Familien durch einen Priester an und für Politiker auf kommunaler Ebene, die die christlichen Grundlagen in ihrer Gemeinde stärken wollen. Darüber hinaus stehen die Mitarbeiter des Civitas-Instiuts für Vorträge zu allen Bereichen von Politik, Gesellschaft, Kultur, Erziehung und Schule zur Verfügung.

In seinem Beitrag „Die neue Weltanschauung: der Pragmatismus“ beschreibt Walter Hoeres, wie der „Abschied von der Kontemplation“ und die „radikale Abkehr von den großen Idealen des Abendlandes“ inzwischen die Mentalität unserer Gesellschaft prägen und damit auch „die Abkehr vom Selbstverständnis des Menschen als kontemplativem Wesen“. Diese sei jedoch „die Voraussetzung christlichen Glaubens katholischer Frömmigkeit.“ Rafael Hüntelmann geht hingegen der Frage nach der Bedeutung von „Christsein heute“ nach und korrigiert dabei die Auffassung vieler auch konservativer Christen, das Christentum sei „in erster Linie eine Morallehre, eine friedliebende Ethik“: „Christsein heißt, nicht zuerst und vor allem gegen Abtreibung und Homosexualität zu sein. Christsein heißt, in Christus zu sein, in Seiner Gegenwart zu leben und aus ihm zu handeln.“

Eine Rezension des Papst-Interview-Buches, in dem er sowohl „Licht – aber auch Schatten“ feststellt, nimmt P. Matthias Gaudron vor. Gut sei, daß Benedikt XVI. an der Wahrheitsfähigkeit des Menschen festhalte und deutliche Worte gegen „die Intoleranz der modernen Gesellschaft gegenüber dem Christentum“ finde. Weniger positiv sieht der Rezensent den Ökumenismus und das Verhältnis zum Judentum. Sein Fazit: „Der nicht kämpferische Professorenpapst … bemüht sich alles zu verstehen, die Extreme zu vermeiden und die modernen Entwicklungen in der Kirche mit der Tradition zu vereinen.“

Kontakt: Civitas-Institut, Postfach 154, 63133 Heusenstamm, Telefon:  0 61 04 / 77 89 08. Das Einzelheft kostet 9 Euro, ein Jahresabonnement (drei Hefte) 25 Euro.  www.civitas-institut.de

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