© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/11 06. Mai 2011

EU-Richtlinien lassen nationale Besonderheiten außer acht
Typischer Irrsinn
Bernd-Thomas Ramb

Einen Tag lang standen die deutschen Haus- und Wohnungsbesitzer unter Schock. Die EU plante angeblich die Umsetzung einer Richtlinie zur Verminderung des Wasserverbrauchs. Die vorhandenen Wasserhähne, Duschköpfe und Toilettenspülungen sollten zwangsweise gegen neue ausgetauscht werden, die den Wasserdurchlauf verringern. Die Kosten von schätzungsweise 400 Euro pro Wohnung hätte auch Wohnungsmieter betroffen, da sie als umlagefähig erklärt wurden.

Auch wenn das Wassereinsparvorhaben später dementiert wurde, die Wahnidee gilt als glaubwürdig, weil sie typisch für die EU-Denkweise ist. Ursache ist der Schwachsinn, Probleme, die nur einen Teil der EU betreffen, grundsätzlich zu verallgemeinern. In den Südländern besteht nun einmal besonders im Sommer Wasserknappheit. Dort zu dieser Zeit den Verbrauch einzuschränken, ist durchaus sinnvoll, denn die Landwirtschaft leidet unter Bewässerungsproblemen. Dazu in Deutschland den Wasserverbrauch zu reduzieren, macht aber keinen Sinn. Es sei denn, die deutschen Wasserüberschüsse würden dann mit Tanklastzügen nach Spanien oder Griechenland transportiert. Das krampfhafte EU-Bemühen, nur keine regionalspezifischen Regelungen einzuführen, beruht auf der panischen Furcht vor einer Diskriminierung einzelner Staaten.

Regionale Unterschiede existieren aber naturbedingt. Sie führen zwangsläufig zu regionalen Kostenunterschieden. Wasser ist im Süden kostbarer als im regenreichen Norden. Solange die marktwirtschaftlichen Kräfte ungehindert ihre kostenminimierende Wirkungsweise entfalten dürfen, regeln sich diese Besonderheiten über regional unterschiedliche Preise. Was die EU mit ihrer zwanghaften Vereinheitlichungspolitik erreicht, ist letztlich ein Einheitspreis. Dessen Höhe richtet sich nach den dadurch aufgeblähten Kosten. EU-Regelungen zu Lasten der ökonomischen Effizienz machen letztlich alle Betroffenen ärmer.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen