© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/11 06. Mai 2011

Grüße aus San Francisco
Arnie 4.0 in Europa
Elliot Neaman

Terry Tamminen, einst Arnold Schwarzeneggers rechte Hand, meint, der Ex-Gouverneur von Kalifornien wäre ein idealer EU-Präsident: „Die Franzosen werden keinen Deutschen wollen, und die Deutschen keinen Italiener. Wie wäre es also mit einem gebürtigen Europäer, der nach Amerika gegangen ist und nun als der Washington oder Jefferson eines neuen vereinten Europa zurückkehren könnte?“ Ob er daran überhaupt Interesse hätte, weiß aber nicht einmal dessen Ehefrau Maria Shriver: „Egal, wofür Arnold sich entscheidet, er wird garantiert Spaß dabei haben, und es wird eine Wirkung haben.“

Schwarzenegger arbeitet bereits mit der Uno zusammen und hat ein Klimaschutz-Bündnis (R-20 Group) gegründet. Da er wegen der US-Verfassung nicht fürs Weiße Haus kandidieren kann, aber sein Ego kaum weniger massiv ist als seine Oberarmmuskeln, ist eine Bewerbung für ein hohes EU-Amt keineswegs ausgeschlossen. Jüngst tourte er durch verschiedene europäische Hauptstädte, um den neuen Arnold 4.0 vorzustellen. Zudem hat der 63jährige zwei Verträge für neue Action-Filme unterzeichnet.

Derzeit genießt der gebürtige Österreicher bei den Europäern wohl höheres Ansehen als in Kalifornien. Nach einem vielversprechenden Start endete seine Amtszeit als Gouverneur mit vielen offenen Fragen. Der bevölkerungsreichste US-Bundesstaat ist hoch verschuldet, und nicht einmal der Terminator vermochte die Knoten der Parteipolitik, Bürokratie und Regulierungswut zu zerschlagen, in denen sich die kalifornische Politik seit Jahrzehnten verheddert hat. Eine seiner letzten Amtshandlungen war die Begnadigung eines verurteilten Mörders, dessen Vater, der demokratische Spitzenpolitiker Fabián Núñez, ein guter Freund Schwarzeneggers ist.

Freilich muß man dem „Governator“ zugestehen, daß er ein kreativer Denker ist und als Politiker immer wieder eine bewundernswerte Unabhängigkeit bewiesen hat. Er verweigerte seiner republikanischen Parteifreundin und ehemaligen E-Bay-Chefin Meg Whitman seine Unterstützung bei ihrer verkorksten Bewerbung auf das Gouverneursamt. Er vertritt eine Umwelt- und Sozialpolitik, die ihn bei dem konservativen Parteiflügel nicht gerade beliebt macht. Von ihm geht eine positive Zerstörungskraft aus, die verkrustete Institutionen in ihren Grundfesten erschüttert. Die Europäer wären nicht unbedingt schlecht beraten, einen solchen Mann auf ihren Kontinent zurückzuholen.

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