© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/11 29. April 2011

Meldungen

Keine große Landlust unter Jungmedizinern

KÖLN. Schwarz-gelbe Koalitionäre feierten Philipp Röslers Entwurf zur Behebung des Ärztemangels als „großen Durchbruch“ (FAZ). Das Gesetz, das 2012 in Kraft treten soll, sieht bessere Arbeitsbedingungen und Finanzanreize für Jungmediziner vor, die ihre Praxis in unterversorgten Regionen eröffnen wollen. Wie eine Stichprobe in Stadtilm ergab, ist jedoch Skepsis angebracht (Deutsches Ärzteblatt, 14/11). In der Stadt bei Weimar mußte man wie im münsterländischen Lette erfahren, daß Geld allein dem Ärztemangel nicht abhilft. Die „Generation Ich“ unter den 150.000 deutschen Haus- und Fachärzten scheut die soziale Verflechtung und die „emotionale Bindung“ an die Patienten, die sie in einer Landpraxis erwartet. Das Land sei bei Jungärzten „nicht gefragt“, klagt Stadtilms Bürgermeister Joachim Günsel (SPD). Stadtilmer Ärzte halten die Prognose, nur fünf Prozent der Medizinstudenten strebe in die Provinz, für durchaus realistisch. (dg)

 

Kognitive Archäologie: Evolution des Denkens

HEIDELBERG. Ursprung und Struktur des Bewußtseins gehören weiter zu den naturwissenschaftlichen Rätseln. Dabei steht Neurologen das menschliche Hirn als Studienobjekt zur Verfügung. Ungleich schwerer haben es jene, die sich mit Anthropologen und Genetikern unter dem Firmenschild „Kognitive Archäologie“ versammeln, um die Evolution des Denkens zu rekonstruieren. Die Genese der Hirnstruktur läßt sich für Paläoneurologen nur vage anhand von Ausgüssen frühmenschlicher Schädelfunde verfolgen. Auch die 2003 abgeschlossene Entzifferung des menschlichen Erbguts hilft bisher nur bedingt, um unsere zwei Millionen Jahre alte Hirnevolution zu verstehen. Zwar konnten Leipziger Paläogenetiker 2010 ein zu 60 Prozent entschlüsseltes Neandertalergenom präsentieren. Doch bei der Erklärung der Folgen genetischer Mutationen, etwa der Ausbildung unserer Sprachfähigkeit, stoßen Forscher vielfach an Grenzen (Epoc 3/11). (ps)

 

Golf von Mexiko ist ein ökologisches Minenfeld

Ottobrunn . Nach der Explosion der BP-Plattform sind 2010 mindestens 780 Millionen Liter Rohöl in den Golf von Mexikao geflossen. „Beim Unglück der Exxon Valdez vor Alaska im Jahr 1989, dessen Folgen für die Biotope noch heute spürbar sind, waren 258.000 Barrel ausgetreten. Diese Menge war bei der Havarie der Deepwater Horizon schon nach gut vier Tagen erreicht“, schreibt der frühere Chef der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik, Jörg Schindler, in seinem Buch „Öldämmerung“ (Oekom Verlag 2011). „Der Golf ist ein ökologisches Minenfeld“, so Schindler. Es gebe dort 27.000 stillgelegte und 3.500 zeitweise stillgelegte Ölquellen. (fis)

 

Erkenntnis

„Es gibt kein größeres Hindernis des Fortgangs in den Wissenschaften als das Verlangen, den Erfolg davon zu früh verspüren
zu wollen.“

Georg Christoph Lichtenberg (1742–1799), deutscher Mathematiker und Aphoristiker

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