© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  17/11 22. April 2011

Blick in die Medien
Das Netz ist voll von gekauften Freunden
Ronald Gläser

Die sozialen Netzwerke im Internet leben von der Verknüpfung ihrer Nutzer. Nichts leichter als das: Ein Klick auf „Gefällt mir“ genügt, um neue Kontakte herzustellen. So wird die Zahl der virtuellen Freunde bei Facebook und Co. zum sozialen Statussymbol.

Doch die Internet-Kontakte haben auch einen kommerziellen Marktwert. US-Marketingexperten haben errechnet, daß ein Facebook-Freund einen Werbewert von immerhin 3,60 US-Dollar hat.

Die australische Werbefirma uSocial.net hat das Geschäftsmodell erkannt und verkauft Facebook-Freunde en gros: 1.000 Freunde kosten derzeit 177 australische Dollar. Für weitere 87 Dollar legt das Unternehmen auch noch tausend Twitter-Folger obendrauf!

Viele große Unternehmen haben die Marktmacht der nutzergenerierten Gemeinschaften („Communities“) schnell erkannt. Zu den Firmen, die gezielt auf Facebook werben, gehören zum Beispiel Apple, Ford oder Kelloggs.

Die Facebook-Betreiber sind darüber nicht erfreut. Ein Sprecher erklärte: „Es ist nicht akzeptabel, eine Freundschaftsanfrage im Namen anderer zu versenden. Das widerspricht unseren Bemühungen, eine Kultur der Authentizität zu fördern.“ In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen von Facebook heißt es immerhin, daß „persönliche Profile zu kommerziellen Zwecken nicht verwendet werden dürfen“. Auf Druck kritischer Nutzer hat Facebook bereits rechtliche Schritte gegen uSocial.net eingeleitet.

Das stört den Chef der Werbefirma wenig. Der 25jährige Internetfreak Leon Hill, der mit 16 Jahren die Schule hinwarf, ist längst Millionär. Der australischen Zeitung Courier Mail sagte er: „Das Geschäft läuft quasi von alleine, ich muß nichts mehr tun. Ich langweile mich; ich brauche dringend ein Hobby.“ Wie wär’s mit einem neuen Geschäft – Wählerstimmen generieren? 3,60 Euro für tausend CDU-Wähler zum Beispiel.

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