© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  17/11 22. April 2011

Wahl in Finnland
Beispielhaft
von Anni Mursula

Der Vorsitzende der „Wahren Finnen“, Timo Soini, hat nicht untertrieben, als er das Abschneiden seiner Partei bei der Parlamentswahl am vergangenen Sonntag als ein für Finnland „historisches“ Ereignis bezeichnete. Nicht nur, daß er das seit Jahrzehnten von Zentrumspartei, Sozialdemokraten und konservativer Sammlungspartei dominierte finnische Parteiensystem über Nacht erdrutschartig verändert hat, er besiegelte auch das Ende einer politischen Ära.

Finnland galt bislang als vorbildliches Mitglied der Europäischen Union, sowohl wirtschaftlich als auch politisch: immer höflich, immer zurückhaltend, immer politisch korrekt. Das dürfte sich in Zukunft zumindest teilweise ändern. Nahezu alle Parteien in Finnland haben mit der Wahl erkannt, daß sich die EU-Politik nicht ohne das Volk oder gar gegen dessen ausdrücklichen Willen machen läßt.

Daß sie den Denkzettel verstanden haben, bewiesen die übrigen Parteichefs noch am Wahlabend. Es gab keine öffentliche Empörung über den Triumph der „Wahren Finnen“, kein beleidigtes „Igittigitt“-Verhalten gegenüber Soini und vor allem keine Wählerbeschimpfung. Statt dessen äußerten sogar die Wahlverlierer Anerkennung für den politischen Gegner und Respekt vor dem Wählerwillen. Ein Verhalten, an dem sich auch einige deutsche Politiker (und Fernsehmoderatoren) ein Beispiel nehmen könnten.

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