© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/11 08. April 2011

Meldungen

Kernkraft: Vages Wissen über Strahlenkrankheit

BERLIN. Der Fukushima-GAU war keine Woche her, da belehrte das Deutsche Ärzteblatt die Leserschaft über die „Strahlenkrankheit als ein Multiorgangeschehen“: Neben der Beruhigung der Deutschen, wonach von Japan keine akute Gefährdung drohe, vermittelt der Beitrag jedoch den ungleich stärkeren Eindruck, daß Energiepolitiker wegen der medizinischen Hilflosigkeit im Ernstfall sich lieber nicht auf ein „Restrisiko“ einlassen sollten. Es lägen nicht einmal belastbare Erkenntnisse über die „Schwellendosis“ vor, also welcher Wert das strahlenbedingte Leukämie- und Krebsrisiko erhöht: „Auch niedrige Dosen erhöhen die Wahrscheinlichkeit für maligne Erkrankungen.“ Wie Erfahrungen mit Tschernobyl zeigen, ist die individuelle Konstitution wohl ein Faktor der „Strahlenempfindlichkeit“. Obwohl nur zehn Prozent der Normalbevölkerung solche Sensibilität aufweisen, läßt sich aus dieser Einladung zum Russisch Roulette aber so wenig Trost gewinnen wie aus der Zusicherung für potentielle Hilfskräfte, der verstrahlte Patient sei selbst keine Strahlenquelle. (ob)

 

Der Klimawandel im Ökosystem der Ostsee

BERLIN. Der Klimawandel soll die Ostsee im Griff haben. Ihr Ökosystem sei bedroht, meldet das Umweltministerium (Umwelt, 3/2011). Angela Merkels Energiewende schon antizipierend, verspricht der CDU-Vize mehr Engagement zwischen Fünen und Finnland. Norbert Röttgens Ministerium werde sich mit zwei weiteren Projekten am EU-Ostseeprogramm beteiligen. Man entwickle dabei mit den Anrainern eine Klimaanpassungsstrategie. Insgesamt schütte die deutsche Seite dafür 6,4 Millionen Euro aus. Ausgangspunkt sei die Diagnose, daß das Klima der Ostseeregion milder werde. In der kälteren Jahreszeit gelange daher mehr Süßwasser in die Ostsee, deren Salzgehalt so weiter sinke. (wm)

 

Guttenberg und das Promotionswesen

BERLIN. Europas größtes Universitätsklinikum, die Berliner Charité, ist von Fälschungs- und Plagiatsskandalen heimgesucht worden. Erst der Fall Guttenberg gab Anlaß, dies als Spitze des Eisbergs zu begreifen. Die deutschen Doktorfabriken, mit 2,5 Promovenden pro 1.000 Einwohner deutlich vor den USA (1,5) liegend und nur von Schweden und der Schweiz übertrumpft, werden durch „Statuspromotionen“ à la Guttenberg merklich belastet. Daher will Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner über die Wissenschaftskonferenz eine Debatte über die Verbesserung der Qualitätssicherung anstoßen. Was vielleicht auch die „teilweise schlechte Qualität“ besonders der medizinischen Dissertationen heben könnte (Deutsche Wissenschaftszeitung, 4/11). (li)

 

Erkenntnis

„Es herrscht völlige Einigkeit darüber, daß weder der Mensch noch die übrige Natur mit den bei der Atomindustrie anfallenden Stoffen in Berührung kommen darf. Strittig ist nur, ob das auf die Dauer möglich ist.“

Herbert Gruhl (1921–1993), wertkonservativer Umweltaktivist

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