© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/11 08. April 2011

Blick in die Medien
Warum hat der Islam schlechte Presse?
Toni Roidl

Die neusten Medientrends verwirren die Linken. Facebook, Twitter, Rainer Langhans im Dschungelcamp – das ist nicht leicht für diejenigen, die sich selbst im „Kampf gegen die bürgerlichen Medien“ wähnen, obwohl sie schon lange selbst dazugehören: Darum will sich die taz neu erfinden.

Unter dem bezeichnenden Titel „Die Revolution haben wir uns anders vorgestellt“ lädt die taz am 8. und 9. April zu einem Medienkongreß nach Berlin und verspricht „Diskussionen, Podien, Workshops und Lesungen“. Bis zum Kongreß chattet jeden Mittwoch ein Redakteur mit den Lesern und läßt sich geduldig ausfragen, loben oder beschimpfen. Der Dialog ist für Linke ja so eine Sache: Das Leservolk will nicht immer so wie die Redaktion. Zum Beispiel bemängelt Besucher Antoro die „häufig dogmatische Sicht. Von vornherein steht fest, wer hier die Moral gepachtet hat.“ Andere Nutzer wünschen sich von Chefredakteurin Ines Pohl „Videos wie bei Spiegel Online und lieber kurze und knappe Infos“. Vielleicht sogar so knapp wie in der Bild-Zeitung? Hat denn die ganze intellektuelle Erziehung nichts genutzt?

Darum sollen Seminare der taz-Gemeinde auf die Sprünge helfen. Das Symposium „Neukölln – mediale Konstruktion eines Stadtteils und seiner BewohnerInnen“ soll den taz-Lesern klarmachen, daß die auch unter ihnen weit verbreitete Islam-Skepsis nur Gehirnwäsche der bösen „Staatsmedien“ ist: „Was ist der Anteil der Medien, daß der Islam so eine schlechte Presse hat?“ Dabei können die deutschen Medien dafür nun ganz bestimmt nichts! Höchstens der Polizeibericht.

Ob das Medium taz überhaupt noch zeitgemäß ist, darüber herrscht in den Chat-Foren Uneinigkeit. Berufszyniker Friedrich Küppersbusch doziert deshalb auf dem Kongreß darüber, wie die taz dabei „von Springer lernen“ kann. Wäre da Bild-Chef und taz-Anteilseigner Kai Diekmann nicht der bessere Experte?

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