© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/11 08. April 2011

Vereinte Chöre im Kiliansdom
„Golgotha“-Oratorium zur Seligsprechung von Pfarrer Georg Häfner
Werner Veith

Am 15. Mai spricht die katholische Kirche den Würzburger Pfarrer Georg Häfner selig. Er starb am 20. August 1942 im Konzentrationslager Dachau an Krankheit, Unterernährung und Mißhandlungen.

Musikalisch stimmte jetzt Ende März ein Oratorium auf die Seligsprechung in Würzburg ein. Die Chöre des Kiliansdoms riefen die Leidensgeschichte Jesu Christi in Erinnerung – in einer musikalischen Variante, die in Würzburg noch nie zu hören war: das Oratorium „Golgotha“ von Frank Martin (1890–1974).

Besonders positiv zu vermelden sind die Klangfärbungen der vier Chöre, die im Dom vereint aufgetreten sind: die Herren der Würzburger Domsingknaben und die Jugendkantorei, die Mädchenkantorei und der Domchor. Insgesamt 150 Sängerinnen und Sänger, die seit Mitte Januar jede Woche zwei Stunden lang ihre Stimmen trainieren.

Und zu üben gab es einiges mit dem Domkapellmeister Martin Berger: die französische Aussprache des Gesangstextes; ein Chorensemble, das sich in acht Stimmen auffächert, um wenig später in eine homogene Tonlage zu gleiten; das harmonische Zusammenspiel zwischen Orchester, Chor und Solostimmen. Das Publikum honoriert die Leistung: neun Minuten Applaus für alle und Jubelrufe für Bariton Schenker-Primus und Martin Berger.

Ohne Jubel war freilich die Leidensgeschichte von Georg Häfner. Der Pfarrer verweigerte den Hitlergruß und motivierte den Nationalsozialisten Wünsch, seine zweite Ehe zu widerrufen: „Ich, Wünsch, erkläre hiermit, daß ich die mit Dora Benkert geschlossene Zivilehe vor Gott und meinem Gewissen als nichtig erkläre und mich den Gesetzen Gottes und der Kirche unterwerfe. Das von mir durch diese Ehe öffentlich gegebene Ärgernis soll durch öffentliche Bekanntgabe dieser Erklärung wiedergutgemacht werden. Dies erkläre ich hiermit feierlich.“

Die Erklärung verlas der Pfarrer beim nächsten Gottesdienst und besiegelte damit die Versöhnung mit der katholischen Kirche, so daß der todkranke Parteigenosse Wünsch die Sterbesakramente empfangen konnte. Unangehme Folge für Georg Häfner: Reichsführer-SS Heinrich Himmler ordnete „Schutzhaft“ an, die Gestapo brachte ihn am 12. Dezember 1941 nach Dachau.

Einzelheiten zur Seligsprechung unter  http://georg-haefner.de/

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