© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/11 01. April 2011

Aufgeschnappt
Renaissance des Subbotnik
Matthias Bäkermann

Nicht alles in der DDR war schlecht gewesen. Das dachten sich wohl auch die Stadtväter in Chemnitz, die für die kommenden Sonnabende ihre Bürger zum „Subbotnik“ aufrufen. Wer in der DDR seinen „sozialistischen Kollektivgeist“ beweisen wollte, glänzte bei diesen freiwilligen Arbeitseinsätzen am Wochenende, die auf Lenin höchstpersönlich zurückgehen. Der russische Revolutionsführer nutzte nämlich während des Bürgerkriegs 1919 erstmals „den Heldenmut der kommunistischen Subbotniks“ zur schnellen Wiederherstellung der so-wjetischen Wirtschaft. Um diese soll es im früheren Karl-Marx-Stadt nicht gehen, sondern nur um „ein sauberes Chemnitz“ unter der Regie des kommunalen Abfallentsorgers ASR.

Dort freut man sich darüber, daß engagierte Steuerzahler sich im ureigensten Tätigkeitsfeld austoben werden, „um die Hinterlassenschaften des Winters“ in einer Frühjahrsputzaktion zu beseitigen. „In Zeiten klammer Kassen ist das Engagement der Bürger wieder stärker gefragt“, ist sich Sprecherin Beate Bodnár gegenüber dem MDR sicher. Da 2010 durch die durchaus lobenswerte Fron von über tausend Helfern tonnenweise Abfall beseitigt werden konnte, hat der Subbotnik in anderen sächsischen Städten wie Leipzig und Dresden Schule gemacht. Dort steht sogar die Beseitigung von Graffiti oder von Schlaglöchern auf dem Programm.

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