© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/11 01. April 2011
Abzocke auch in Belgien I wanna blow you dry und Show me your hands, singt Kimberley Clark für diesen Auftritt berechnete die belgische Urheberrechtsagentur Sabam auf Nachfrage 127,07 Euro. Belgische Journalisten hatten zuvor unter falschem Namen bei Sabam angerufen und angegeben, Lieder von Kimberley Clark öffentlich gespielt zu haben. Nur bei Kimberley Clark handelt es sich nicht um eine Künstlerin, sondern um einen elektrischen Händetrockner, der allenfalls dauervibrierende Geräusche von sich gibt. Die Reporter von Basta, einer belgischen Fernsehsendung, konnten selbst kaum glauben, daß Sabam auf diese Spaßaktion hereingefallen war und karteten gleich nach. Was denn ein Auftritt von Suzi Wan, Mister Cocktail & the Partymix und Ken Wood kosten würde prompt kam eine neue Rechnung über 542,74 Euro. Abermals gab Sabam also vor, die Rechte der besagten Künstler wahrzunehmen. Als dann allerdings das Team von Basta im Sabam-Hauptquartier anrückte, um die einbehaltenen Tantiemen ausgezahlt zu bekommen, wurde es peinlich für Sabam: Sojasprossen im Glas (alias Suzi Wan), Cocktailwürstchen mit Knabbergebäck (Mister Cocktail & the Partymix) und ein Mixer (Ken Wood), der schnell noch eine geräuschvolle Kostprobe seines Könnens ablieferte, forderten ihr Geld. Der Schwindel von Sabam war aufgeflogen: Die Behörde treibt Gelder von Künstlern ein, die es gar nicht gibt. Immerhin erstattete Sabam die Tantiemen zurück und erklärte selbstkritisch, es könne schließlich nicht jeder Sänger auf Authentizität hin überprüft werden. Der Basta-Enthüllungsbericht erreichte eine hohe Einschaltquote und wurde zu einem Renner auf Youtube. Unterdessen hat die Aktion flämische Politiker auf den Plan gerufen, die den Privatbetrieb Sabam, der nicht nur vorgibt, Rechte wahrzunehmen, die es nicht gibt, sondern auch noch rund 70 Prozent seiner Einnahmen für Organisation und Personal ausgibt, reformieren wollen. |