© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/11 01. April 2011

Jan Timke könnte zum konservativen Stimmkönig des Superwahljahrs 2011 werden
Der Wutbürger
Sverre Schacht

Jan Timke ist ein „Bürger in Wut“ – Wut über eine Politik, die Konservative heimatlos macht. Der ehemalige Polizeibeamte kämpft „für die Wiederbelebung konservativer Werte und bürgerlicher Tugenden“. So heißt es im Programm der Wählervereinigung „Bürger in Wut“ (BIW), die Timke 2004 aus den Resten des Bremer Landesverbands der Schill-Partei geformt hat und für die er beim nächsten Urnengang des Superwahljahres als Spitzenkandidat in der Hansestadt antritt.

Das BIW-Programm liest sich wie ein Katalog der Kernforderungen unabhängiger Konservativer: Meinungsfreiheit statt Political Correctness, „bürgernahe Politik“ statt „Dominanz des Parteienstaates“ und „für einen antitotalitären Konsens“. Konkret sind Timkes Schwerpunkte Bildung und – als Ex-Polizist – natürlich Innere Sicherheit. Da scheut er keine Konfrontation: Ein SPD-Programm gegen kriminelle Familienclans entlarvt er als „Augenwischerei“: „Schwerkriminelle Angehörige ausländischer Clans müssen in ihre Herkunftsländer ausgewiesen werden“, forderte er statt dessen – und nicht wenige Bürger fühlten sich in ihren Sorgen endlich ernstgenommen.

Bereits 2008 gelang dem 40jährigen gebürtigen Nieder-sachsen ein Achtungserfolg an der Weser: 2007 hatten die BIW die Fünfprozenthürde mit offiziell 4,998 Prozent im Sonderwahlkreis Bremerhaven ganz knapp verfehlt. Wegen lokaler Mängel bei der Auszählung ordnete das Landesverfassungsgericht jedoch 2008 Nachwahlen an. Die BIW überzeugten dabei in Bremerhaven 27,6 Prozent der Wähler und holten drei Sitze in der Stadtverordentenversammlung. Über Nacht stand Timke an der Spitze der zweitstärksten politischen Kraft in Bremerhaven und errang damit zudem einen Sitz in der Bremischen Bürgerschaft.

Doch in der politischen Auseinandersetzung mit den Alt-Parteien hat der als „Rechtspopulist“ Geschmähte wenig Fairneß zu erwarten, zumal er die „Unregelmäßigkeiten und Verstöße“ bei der Wahl 2007 aufdeckte. Im Gegenzug warfen ihm seine Gegner Wahlbetrug vor: Timke habe zur Wahlzeit seinen Wohnsitz nicht in Bremerhaven gehabt. Bis zum gerichtlichen Freispruch im Januar 2009 wartete er vergebens, seine beiden vom Wähler erteilten Mandate wahrnehmen zu können.

Für die Wahl am 22. Mai fordert Timke nun Wahlbeobachter der OSZE an. Zuletzt sah eine Umfrage der Bild-Zeitung die BIW allerdings mit 5,5 Prozent landesweit erneut in der Bürgerschaft – also ohne die Bremerhaven-Sonderregelung in Anspruch zu nehmen. Dann will Timke seine „wertkonservative Politik der Vernunft“, die er „jenseits des überkommenen Rechts-Links-Schemas“ lokalisiert, fortsetzen.

www.buerger-in-wut.de

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