© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/11 25. März 2011

Sieben Reiter
In Frankreich hat der konservative Schriftsteller Jean Raspail das Comic erobert
Michael Hofer

Abgesehen von seinem Roman „Das Heerlager der Heiligen“ ist das facettenreiche Werk des konservativen französischen Schriftstellers Jean Raspail in Deutschland fast unbekannt. Nur wenige seiner über 40 Bücher wurden übersetzt: 1960 sein belletristisches Debüt „Miyamoto und die ehrenwerten Fremden“; 1986 „Sie waren die ersten“, eine „Romanchronik“ über „Tragödie und Ende der Feuerlandindianer“; und 2005 die „royalistische“ Phantasie „Sire“, in der Raspail 200 Jahre nach der Revolution das sakrale Königtum nach Frankreich zurückkehren läßt.

 Dagegen leuchtet der  Stern des mittlerweile 85jährigen Autors im Nachbarland hell. Kürzlich erschien eine dreiteilige Comic-Adaption seines Romans „Sept cavaliers“ („Sieben Reiter“) aus dem Jahre 1993, den seine Fans als eines der schönsten Bücher des Meisters schätzen. Dieser hat die reizvolle graphische Umsetzung durch den 1957 geborenen Zeichner Jacques Terpant enthusiastisch begrüßt, was deutsche Leser nicht verwundern sollte: Comics werden in Frankreich schon lange als die „neunte Kunst“ respektiert und verehrt. Daß sie dennoch vorwiegend mit Jugend- und Kinderliteratur assoziiert werden, ist keineswegs eine Schande für Raspail: Seine Romane stellen gerne junge Menschen in den Mittelpunkt und atmen oft einen „jugendbewegten“ Geist.

„Sept Cavaliers“ ist Teil eines Romanzyklus über das fiktive franko-germanische Adelsgeschlecht der „Pikkendorffs“, einer beispielhaften Verkörperung jener „Seele“, von der Raspail sagt, daß sie allein „die entscheidenden Kämpfe gewinnt“, und die in seinen Augen dem Abendland schmerzlich abhanden gekommen ist. Um ihren Kampf in Zeiten des Verfalls geht es auch in dem (Comic-)Roman. Die Handlung spielt in einem erträumten Europa, irgendwann im 19. Jahrhundert. „Sieben Reiter verließen die Stadt in der Abenddämmerung, der untergehenden Sonne entgegen, durch das westliche Tor, das nicht mehr bewacht wurde.“ Die Stadt ist verlassen, winterkalt, verfallen, Bürgerkriege bedrohen das Land, die Jugend revoltiert wütend und ohne erkennbaren Grund gegen das Althergebrachte.

Der alte Markgraf, dem Terpant die aristokratisch-gallischen Züge Raspails verlieh, hat sich mit seinen Getreuen in sein Schloß zurückgezogen. Um die Ursache des „Untergangs der erträumten Welt“ herauszufinden, brechen die Reiter unter der Leitung des jungen Silve von Pikkendorff auf, „erhobenen Hauptes, ohne sich zu verstecken, im Gegensatz zu jenen, die die Stadt verlassen haben, denn sie flohen nicht, sie verrieten nichts, sie hofften noch weniger, und sie erlaubten sich keine Illusionen. Solchermaßen die Herzen und Seelen frei gemacht, kalt glitzernd wie ein Kristall, waren sie gewappnet für die Reise, die sie erwartete.“

Diese führt durch reichlich Gefahren, Kämpfe, Erotik und prächtige, wilde Landschaften, wie sich das für ein romantisches Abenteuer gehört. Dabei kommen Tiefgang, Melancholie und die „konservative Utopie“ des bekennenden katholischen Royalisten Raspail nicht zu kurz. Man kann die Franzosen um diesen Autor nur beneiden und hoffen, daß mehr seiner Bücher den Weg nach Deutschland finden werden.

Jean Raspail/ Jacques Terpant: Sept cavaliers. Band 1: Le Margrave héréditaire, Delcourt Verlag, 2009, gebunden, 47 Seiten, 13,25 Euro

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen