© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/11 25. März 2011

Aufgeschnappt
Kampf um die Rote Fahne
Matthias Bäkermann

Wechselnde politische Mehrheiten in Nordrhein-Westfalen bestimmen seit einigen Jahren über ein Relikt aus der blutroten Sowjet-Ära. Unmittelbar vor der verlorenen Landtagswahl 2005 hatte NRW-Medienminister Wolfram Kuschke (SPD) angeordnet, daß auf dem Soldatenfriedhof in der Senne der große Obelisk wieder von einer Roten Fahne überragt wird. Damit sollte zum „60. Jahrestag der Befreiung“ auch ausgedrückt werden, daß man sich „mit aller Kraft gegen rechtsextremistisches Gedankengut stemme“.

Die gläserne rote Fahne, die dort von sowjetischen Überlebenden 1945 bei der Anlage des Friedhofs bei Paderborn für Tausende ihrer in Gefangenschaft umgekommenen Kameraden errichtet wurde, ist bereits 1960 durch ein orthodoxes Kreuz ersetzt worden; eine Restauration hatte sich im Prinzip nach Ende der Sowjetunion vollends erledigt. Deshalb wurden unter CDU-Ministerpräsident Rüttgers ewiggestrige Absichten auch nicht weiter forciert – mit Unterstützung der Bürger der nahen Stadt Schloß Holte-Stuckenbrock. Wie der dortige CDU-Vorsitzende Klaus Dierks bemerkt, widerspräche das zudem dem Willen vieler unpolitischer Trauergäste aus Rußland. Dennoch hat die SPD-Regierung unter Hannelore Kraft gerade bestätigt, daß bis zum Sommer 2011 die Rote Fahne das Kreuz ersetzen soll. Verhindern könnte das jetzt nur noch eine baldige Neuwahl.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen