© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/11 25. März 2011

Frisch gepresst

Das Böse ist überall. „Die Rechte hat ein neues Gesicht: bieder und anständig.“ Nur darf man sich davon nicht täuschen lassen. „Der nette Rassist von nebenan ist genauso gefährlich wie der glatzköpfige Neonazi in der Fußgängerzone.“ Die taz-Journalisten Astrid Geisler und Christoph Schultheis wollen daher die Sinne schärfen – für das, „was selbst der vermeintlich heile Mainstream tagtäglich an Rassistischem, Intolerantem und Demokratiefeindlichem hervorbringt“. Dabei setzen die Journalisten vor allem auf Plattheit. Ausländerkriminalität gibt es nicht, Islamkritik ist böse (Sarrazin irgendwie auch) und Medien wie die Bild spielen rechtsextreme Gewalt herunter. Daß auch der Verfassungsschutz von einem Rückgang rechter Gewalttaten spricht, stört die beiden dabei nicht. Dies könnte auch daran liegen, daß „inzwischen weniger Schwarze abends an ostdeutschen Badeseen“ grillen oder „mehr Polizisten und Richter keine Lust“ hätten, „sich mit den möglicherweise rechtsextremen Hintergründen von Gewalttaten zu befassen“. Gekrönt werden solche Weisheiten durch einen taz-üblichen, das gesamte Buch durchziehenden larmoyant-moralisierenden Tonfall. (krk)

Astrid Geisler, Christoph Schultheis: Heile Welten. Rechter Alltag in Deutschland. Hanser Verlag, München 2011, broschiert, 223 Seiten, 15,90 Euro

 

Afrika. Wo andere vom vergessenen Kontinent reden, spricht Dominic Johnson von gesellschaftlichem Wandel und Chancen für die kommende Generation. Der taz-Redakteur meint in den Nationen des schwarzen Kontinents in Bälde „afrikanische Löwen“ zu erkennen, denen er eine ähnlich rasante Entwicklung voraussagt wie den „Tigerstaaten“ Asiens. Fest macht er diese Einschätzung etwa an der Zahl der Handynutzer. 1989 habe es 4.000 gegeben, während es jetzt bereits 330 Millionen seien. Habe der Kontinent um 1900 gerade mal so viele Einwohner wie das damalige Deutsche Reich gehabt, so beheimate Afrika heute mit 700 Millionen mehr Menschen als Europa. Und wo einst Lehmhütten, Sandpisten und Slums dominierten, stünden heute Metropolen mit glitzernden Hochhäusern, Schnellstraßen und Villenvierteln. Wo so viel Rosarot den Blick verstellt, da werden dann auch somalische Piraten zu „extremen Beispielen für den afrikanischen Unternehmergeist“ verklärt. (ro)

Dominic Johnson: Afrika vor dem großen Sprung. Wagenbach Verlag, Berlin 2011, broschiert, 103 Seiten, 9,90 Euro

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