© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/11 18. März 2011

Haltungsnote
Doppelter Überläufer
Christian Schwiesselmann

Preisfrage für alle Gender-Experten: Was bleibt von einem NPD-Mann übrig, wenn man ihm das Gemächt nimmt? Eine Linkspartei-Politikerin, glaubt man der Bild-Zeitung, die kürzlich über die „wohl skurrilste Kandidatin bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg“ berichtete. Stimmt die Geschichte über die politische und biologische Umpolung des gelernten Krankenpflegers, gerät die These von der sozialen Konstruktion des Geschlechts mächtig ins Rutschen. Denn mit der Absenkung des Testosteronspiegels änderte sich laut Bild auch die „unappetitliche Erscheinung“ des polizeibekannten Schlägers Horst Strub, der alle Stereotypen des gemeinen „Neonazis“ erfüllte: Bomberjacke, Springerstiefel und Glatze.

Die Gründe für den Gesinnungswechsel im Gefolge der Geschlechtsumwandlung liegen nach Angaben von Strub in der verklemmten Sexualauffassung der extremen Rechten: „Ich wollte als Frau leben und einen Mann lieben. Das ging in der NPD aber nicht. Die Linken sind jetzt meine Familie.“

Natürlich stand vor dem linken Heiligenschein das Bußgewand des exkommunzierten Rechten: „Das mit der NPD war ein großer Irrtum. Ich habe alle Bilder von damals weggeschmissen oder verbrannt.“ Inklusive Verfolgung durch die „nazionale“ Inquisition: „Heute werde ich von Nazis bedroht, vor allem im Internet.“

Die Linkspartei belohnte den entmannten „Transgender-Ex-Nazi“ aus Vörstetten bereits im Herbst vergangenen Jahres mit der Nominierung zum Landtagskandidaten im – wenngleich wenig aussichtsreichen – Wahlkreis 049 (Emmendingen). Damals verschwiegen die Sozialisten die doppelte Häutung ihrer Kandidatin, die als Abendschülerin das Abitur nachholen will und nebenher jobbt. Lediglich ihre Mitgliedschaft in der „AG Queer“ gab sie der Badischen Zeitung preis.

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