© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/11 18. März 2011

Blick in die Medien
Wer hat Angst vor AWD-Maschmeyer?
Ronald Gläser

Natürlich ist Carsten Maschmeyer ein durchtriebener Geschäftsmann, der sein Vermögen nicht nur mit ethisch sauberen Methoden erwirtschaftet hat. Sympathiepunkte kann er mit seinem unwirschen Auftreten auch nicht erwerben. Die Mittel, mit denen er gegen Journalisten vorgeht (Interviewabsagen, Klageandrohungen), sind zu verurteilen.

Trotzdem ist nicht zu übersehen, daß gegen den AWD-Gründer eine Kampagne läuft. Den Auftakt hat der NDR gemacht, es folgten Berichte in Stern und Spiegel. Die Vorwürfe sind so richtig wie abgedroschen: Multimillionär Maschmeyer, der sich vorzugsweise mit Kanzlern und Ministern umgibt, hat seine politischen Kontakte für sein Unternehmen genutzt. Seine Firma AWD habe in den neunziger Jahren geschlossene Immobilienfonds verkauft, bei denen viele Anleger Verluste erlitten haben. So weit, so schlecht. Aber warum wird ausgerechnet jetzt wegen Maschmeyer so ein Faß aufgemacht? Die Sachen liegen ein Jahrzehnt und länger zurück.

Es gäbe auch viel über die Manager von Banken zu berichten, insbesondere der Landesbanken, wo die Nähe zur Politik mindestens genauso groß ist, nicht wahr? Was ist mit der Citybank und den Sparkassen, die ihren Kunden Lehman-Brothers-Kreditverbriefungen aufgetischt haben? Was mit der Postbank und ihrem geplatzten südafrikanischen Immobilienfonds? Alles nicht so lange her. Für die Zeitgeistmedien scheint es nur noch den AWD zu geben.

Und was ist mit den Polit-Verbrechern, die achtzig Millionen Deutschen vor zehn Jahren den Euro aufgeschwatzt haben und ihnen jetzt die Rettung diverser Pleiteländer durch den deutschen Steuerzahler als „alternativlos“ anpreisen? Vor dem Hintergrund dieser viel größeren Betrügereien wirkt die Kampagne gegen Maschmeyer und den AWD – und nichts anderes ist es – reichlich überdimensioniert.

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