© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/11 18. März 2011

Untersuchungsbericht „Gorch Fock“
Eine Frage der Ehre
von Felix Krautkrämer

Wäre Karl-Theodor zu Guttenberg nicht schon zurückgetreten, er müßte wohl spätestens jetzt seinen Hut nehmen. Schließlich ist ein Verteidigungsminister, der Untergebene auf Zuruf der Boulevardpresse feuert, anstatt sie gegen haltlose Anschuldigungen in Schutz zu nehmen, als oberster Dienstherr nicht tragbar. Hatte Guttenberg bereits in der „Kundus-Affäre“ keine wirklich gute Figur gemacht, erwies sich sein Verhalten nach dem Unfalltod einer Offiziersanwärterin auf der „Gorch Fock“ nun als völlige Blamage. In seiner Art, stets das Bild des alerten und dynamisch zupackenden Ministers zu vermitteln, hat es der frühere Amtschef leichtfertig in Kauf genommen, daß der bis dahin tadellose Ruf eines erfahrenen Offiziers in den Schmutz gezogen wird. Ein paar gefällige Schlagzeilen in der Bild-Zeitung waren dem einst beliebtesten Kabinettsmitglied offenbar wichtiger als seine Fürsorgepflicht gegenüber einem verdienten Kommandanten.

Thomas de Maizière ist zu wünschen, daß er als neuer Verteidigungsminister das Rückgrat besitzt, die falschen Entscheidungen seines Vorgängers zu korrigieren. Ein erstes Signal hierfür wäre die zügige Rehabilitierung des abgesetzten „Gorch Fock“-Kommandanten. Ein weiteres, wenn Kapitän Schatz beim Einlaufen des Segelschulschiffs in seinen Kieler Heimathafen wieder als Kommandant an Bord des Dreimasters wäre.

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