© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/11 11. März 2011

Ausdrückliche Rivalität
Islam-Debatte: Bischof auf Distanz zu Innenminister
Andreas M. Daniel

Der Landesbischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, hat sich nach Medienberichten von den Äußerungen des neuen Bundesinnenministers Hans-Peter Friedrich zum Islam abgegrenzt. Der CSU-Politiker hatte nach seiner Ernennung am 3. März gesagt, daß der Islam zu Deutschland gehöre, sei geschichtlich nicht zu belegen. Damit distanzierte er sich von Bundespräsident Christian Wulff, der den Islam als zu Deutschland gehörend bezeichnet hatte (JF 41 und 42/10).

Bei seiner Predigt am 6. März in der Berliner Marienkirche habe sich Dröge erschrocken gezeigt, wie schnell gute Ansätze wieder in Frage gestellt würden, meldete das Berliner Radio rbb. Hilfreich sei dies nicht. Leitkultur in Deutschland sei „unsere demokratische, offene, auf Dialog angelegte und den Menschenrechten verpflichtete Ordnung“, in die sich jeder integrieren könne, „ob Christ, Atheist, Buddhist, Hinduist oder Moslem“, zitiert der Sender den Landesbischof.

Kritisch zu Friedrich äußerte sich auch der katholische Theologe und Experte für den christlich-islamischen Dialog im Erzbistum Köln, Thomas Lemmen. Die Diskussion sei problematisch, weil sie polarisiere. „Muslime sind seit langem Teil dieser Gesellschaft, nicht erst seit der Arbeitsmigration“, sagte Lemmen gegenüber dem Kölner Domradio.

Wie eine vorweggenommene Kommentierung dieser Debatte liest sich dagegen das im Februar erschienene Themenheft Islam der Zeitschrift Sezession. Darin begründet der Theologieprofessor Karl-Heinz Kuhlmann, warum der Islam für Kirche und Christentum „historisch wie sachlich eine religiös-politische Fremdgestalt“ ist. Der Islam trete dem Christentum „in ausdrücklicher Rivalität gegenüber“. Hier zum Dialog aufzurufen, bleibe schwierig. „Es dürfte sinnvoller sein, statt eine dialogische Situation zu unterstellen, von Begegnung und Konfrontation zu sprechen und auch deren Scheitern einzurechnen: Es gibt keine christliche Begegnung mit dem Islam, geschweige einen Dialog, ohne daß die Notwendigkeit christlicher Selbsterhaltung klargestellt und der absolute Geltungsanspruch des Christentums deutlich gemacht würde“, schreibt Kuhlmann.

Sezession, Heft 40, Februar 2011, Themenschwerpunkt Islam. Das Einzelheft kostet 10 Euro, ein Jahresabonnement für sechs Ausgaben 45 Euro. www.sezession.de

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