© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/11 04. März 2011

Maskerade
Die katholische Studentenverbindung Rudolfina wahrt seit 1912 eine Wiener Balltradition
Thomas Hüttner

Der Wiener Ball zählt seit dem letzten Jahr zum immateriellen Unesco-Kulturerbe Österreichs. Eine besondere Art des Balles mit seiner langen Tradition aus der Kaiserzeit ist die Redoute. Dabei müssen die Damen – ob allein oder in Begleitung – eine Maske tragen und haben das Recht zur freien Wahl ihres Tanzpartners. Aber nur bis zur mitternächtlichen Demaskierungsquadrille, dann dürfen auch die Herren zum Tanz bitten. Die Katholisch Österreichische Studentenverbindung Rudolfina gehört zu den letzten Veranstaltern dieser Maskerade: Schon seit 1912 lädt sie am Rosenmontag in die Wiener Hofburg. Kurz vor dem diesjährigen Ball sprach die JUNGE FREIHEIT mit dem Ballobmann der Rudolfina Redoute, Harald Willenig:

Herr Willenig, ist die Maskenpflicht für Damen noch zeitgemäß und was macht ihren besonderen Reiz aus?

Willenig: Die Maskenpflicht für Damen ist genauso zeitgemäß wie die Wiener Balltradition an sich. Eine Redoute ist sogar etwas näher an den historischen Wurzeln als andere Bälle und damit auch um eine Kleinigkeit anders. Das Bild der Rudolfina Redoute ist geprägt durch die Damen mit Maske, die vielen bunten Studentenmützen und die unbeschwerte Leichtigkeit der studierenden Jugend. Der Reiz der Masken liegt in der Anonymität der Damen, die Herren zum Tanzen auffordern können und sich dabei nicht zu erkennen geben müssen. Im Grunde genommen ein Flirtspiel, das bei der Jugend gut ankommt und auch sehr gut angenommen wird. Daß die Redoute in vielen Fällen sogar ehestiftend war, haben wir schon oft mitgeteilt bekommen.

Als Veranstalter haben Sie auch ein soziales Anliegen?

Willenig: Tatsächlich gewähren wir studierenden Aktiven von christlichen Studentenverbindungen freien Eintritt. Die Rudolfina Redoute ist damit der einzige Ball, der in diesem Umfang die Studenten unterstützt.

Wie viele Gäste besuchen die Redoute?

Willenig: Die Redoute besuchen jährlich ungefähr 3.200 Gäste. Sie ist damit der größte couleurstudentische Ball. Etwa 20 bis 25 Prozent der Besucher stammen aus dem Ausland, der Anteil von Verbindungsstudenten liegt bei zirka 50 Prozent.

Viele Gäste kommen aus der Politik und Wirtschaft. Ist die Redoute ein Ball der „schwarzen Reichshälfte“?

Willenig: Nicht einmal bei den Ehrengästen sind die Politiker in der Mehrzahl – sie stellen insgesamt nur eine kleine Abordnung. Die Redoute ist vor allem der Ball der Katholisch Österreichischen Studentenverbindung Rudolfina, also ein unpolitischer Vereinsball. Unsere Gäste setzen sich aus allen möglichen Berufsgruppen zusammen. Bei vielen Gästen ist natürlich eine gewisse ÖVP-Nähe vorhanden, aber ein Ball der „schwarzen Reichshälfte“ ist die Redoute deshalb noch lange nicht. Ich würde eher von einem Ball des Farbstudententums sprechen.

Wie lange brauchen Sie, um ein Großereignis wie die Redoute vorzubereiten?

Willenig: Die Planungen und Arbeiten laufen eigentlich über das ganze Jahr. Je näher der Termin der Redoute heranrückt, um so größer wird der Druck, aber das ist bei Großveranstaltungen ja auch völlig normal. Die Redoute wird von einem fünfköpfigen Team organisiert, wobei es sich ausschließlich um Mitglieder der Studentenverbindung Rudolfina handelt.

Der Ball findet am 7. März in der Hofburg statt, um 20 Uhr öffnet die Abendkasse. www.rudolfina-redoute.at

Foto: Die Kunst der Entlarvung: Bei der Redoute Rudolfina verbergen die Damen bis Mitternacht ihre Gesichter

 

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