© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/11 25. Februar 2011

Aschermittwoch und Starkbier
Handreichungen zu Karneval und Fastenzeit
Georg Alois Oblinger

Des WDR-Physikers Ranga Yogeshwars Geheimnis seines Bestseller-Erfolges dürfte sein, daß er physikalische Phänomene des Alltags in allgemein verständlichen Sätzen beschreibt. Jedes Kapitel ist äußerst knapp gehalten und beschränkt sich auf das Wesentliche. Einen solchen Mann müßte es auch im katholischen Bereich geben. Da ein katholisches Milieu heute so gut wie nirgends mehr anzutreffen ist, tut es not, die kirchlichen Festtage und Bräuche zu erklären und dem heutigen Menschen auf anschauliche Weise ihren Sinn zu erschließen.

Der schwäbische Landpfarrer Ludwig Gschwind könnte diese Person sein, hat er doch in den letzten Jahren regelmäßig Bücher zum christlichen Brauchtum vorgelegt. Darin beschäftigte er sich bereits mit den Themen Kirchenjahr, Heilige Messe, Kreuz, Maria, Rosenkranz, Heiligenverehrung sowie mit der Advents- und Weihnachtszeit.

Da fehlte natürlich noch ein Buch zum Fasching und zur Fastenzeit. Wieso wird der Fasching beziehungsweise Karneval vor allem in katholischen Gebieten gefeiert? Woher kommt der Faschingskrapfen? Warum brauten die Mönche für die Fastenzeit Starkbier? Warum ißt man freitags Fisch? Galt selbst die Schokolade früher als Fastenspeise? Welche Bedeutung hat das Aschenkreuz? Hat auch der Frühjahrsputz eine geistliche Dimension? Warum wird am Passionssonntag das Kreuz verhüllt? All diese Fragen beantwortet Gschwind in seinem neuesten Werk. Darüber hinaus gibt er eine geistliche Deutung der sieben Bußpsalmen sowie der sieben Worte Jesu am Kreuz. Und wie immer wartet der belesene Dorfpfarrer auf mit einer Fülle an Anekdoten berühmter Persönlichkeiten zu diesen christlichen Festtagen auf.

Heute besteht die Gefahr, daß alte Bräuche, da sie oft nicht mehr verstanden werden, entweder abgeschafft oder in sinnlosen Kommerz aufgelöst werden. Es gilt, die geistliche Dimension wieder zu verdeutlichen – stets entlang der Heiligen Schrift und der Tradition der Kirche. Was bei physikalischen Phänomenen möglich ist, müßte doch auch beim katholischen Brauchtum gelingen. Daher könnte man Ludwig Gschwind den Ranga Yogeshwar des Katholizismus nennen.

Ludwig Gschwind: Starkbier und Aschenkreuz. Geschichten zur Fastenzeit. Sankt Ulrich Verlag, Augsburg 2011, gebunden, 144 Seiten, 12,90 Euro

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