© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/11 25. Februar 2011
Zeitschriftenkritik: Clausewitz Das Magazin für Militärgeschichte Der Angriff besitzt seinen fast einzigen Vorzug in der Überraschung, analysierte einst Carl von Clausewitz. Wer sich den preußischen General und Kriegstheoretiker als Namenspatron für ein neues populärwissenschaftliches Magazin für Militärgeschichte wählt, weckt also hohe Erwartungen. Denn der Angriff des Neulings erfolgt auf einem Markt, der für unterschiedliche Geschmacksrichtungen bereits etablierte Marken bereithält (etwa die DMZ oder Militär und Geschichte) und dessen Zielgruppe fast ausschließlich aus Männern über vierzig besteht. Was Heft Nummer eins bietet, ist handwerklich solide und optisch ansprechend aufgemacht, überrascht wird man als Leser indes (noch) nicht. Das beginnt schon mit der Titelgeschichte über die Luftschlacht um England und die Frage warum Görings Luftwaffe scheiterte. Nach dem Motto Weltkrieg zwo zieht immer gehen die Blattmacher also auf Nummer Sicher. Auch inhaltlich sticht hier nichts aus der Masse dessen hervor, was nicht so schon woanders gestanden hätte. Sehr informativ für einen guten Überblick sind die Karten und die Info-Grafiken sowie Tabellen, mit denen die Ausstattung der beiden Kriegsparteien vorgestellt werden. Historisch weiter zurück geht es in den Kapiteln über Sedan 1870 oder die Schlacht von Gettysburg im amerikanischen Sezessionskrieg. Das historische Dokument stellt den aus dem Jahr 1632 datierenden Marschbefehl des kaiserlichen Feldherrn Wallenstein an den ihm unterstellten Feldmarschall Pappenheim mit seinem flehentlichen Ruf der Herr lassen alles stehen und liegen ... vor. Der Adressat überlebte die Schlacht von Lützen genausowenig wie der gegnerische Schwedenkönig Gustav Adolf. Einen Blick auf die technische Seite der Kriegführung beziehungsweise der Rüstung werfen die Beiträge über das kaiserliche U-Boot U 19 sowie die vergleichende Gegenüberstellung von Leopard 1 der Bundeswehr und dem russischen Kampfpanzer T55, der in der NVA zum Einsatz kam. Eine Vorstellung des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien macht Lust auf einen Besuch dortselbst, anregend ist auch die Spurensuche an der früheren Alpenfront des Ersten Weltkriegs. Die meisten Autoren sind vom (militär-)historischen Fach; hinsichtlich der Darstellung und Interpretation wird hier demnach nicht wider den Stachel etablierter Lehrmeinungen gelöckt. Daß sich die Vierteljahreszeitschrift Clausewitz in der Aufmachung am Konkurrenten Militär und Geschichte orientiert, läßt sich nicht verhehlen. Damit hat man beim Verlag Geramond offenbar Erfahrung, denn die Münchner haben auch schon versucht, mit ihrer Gartenzeitschrift Landidee ein ziemlich abgekupfertes Generikum des Verkaufsschlagers Landlust (JF 15/10) zu etablieren. Clausewitz-Chefredakteur Tammo Luther muß die militärhistorische Leserschaft also künftig mehr überraschen, wenn er seine Konkurrenten erfolgreich angreifen will. Kontakt: Clausewitz, Postfach 40 02 09, 80702 München, Telefon: 089 / 13 06 99-720. Das Einzelheft kostet 4,90 Euro, das Jahresabo für 4 Hefte 17,64 Euro. www.clausewitz-magazin.de |