© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/11 18. Februar 2011

Gedenktag für Vertriebene
Linke Unmoral
von Rudi Pawelka

Der Antrag der Regierungsfraktionen im Bundestag, den 5. August zum Gedenktag für die Opfer der Vertreibung zu erheben, weckte bei der Opposition heftige Emotionen. Man will sich allein zu den Verbrechen der NS-Zeit bekennen, schöpft daraus vermeintliche moralische Überlegenheit, denn: Deutsche Schuld rechtfertigt Verbrechen an Deutschen. Auch bei der Debatte am 10. Februar traten Tugendwächter dieser Sicht auf den Plan. Eine Kollektivstrafe für Unschuldige, sogar für NS-Verfolgte, wird akzeptiert, wenn die Betroffenen Deutsche sind. Vertriebene sind nicht Opfer, sondern sind Feindbild, nach ihren Menschenrechten fragt man nicht.

Die Charta der Vertriebenen, nach Bundestagspräsident Lammert ein Gründungsdokument der Republik, wurde diskreditiert, selbst das Lob namhafter SPD-Führer zählt nicht mehr. Den Antragstellern ging es darum, die Deutschen mit sich selbst zu versöhnen. Der Wahrheit Vorrang zu geben und die Schweigespirale zu durchbrechen bedeutet auch, mündig zu werden. Vor allem geht es aber um die Würde der Opfer und um die Ächtung künftiger Vertreibungen durch Gedenken. Humane Anliegen, die unsere Linken leider nicht erreichen.

 

Rudi Pawelka ist Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien www.schlesien-lm.de

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