© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/11 11. Februar 2011

Mythos Gladio
Arte-Dokumentation über die amerikanische Geheimarmee in Europa
Patrick Schmidt

Bologna 1980: In der Halle des Bahnhofs detoniert eine Bombe, reißt 85 Menschen in den Tod. Ebenfalls 1980: Auf dem Oktoberfest fordert eine Explosion 13 Tote. Zwischen 1960 und 1980 gab es viele Terrorakte, die oft linken Gruppen in die Schuhe geschoben wurden, aber vielleicht in Wirklichkeit von einer Geheimdiensttruppe angezettelt worden sind – ihr Name: Gladio.

Nach dem Krieg haben die Amerikaner diese Guerillatruppen für den Partisanenkrieg gegen die Rote Armee aufgebaut. Gladio wurde zur Mutter vieler Verschwörungstheorien. Die Arte-Reportage „Geheimarmeen in Europa“ von Wolfgang Schoen und Frank Gutermuth  („Europas Bahnen und der Holocaust“) ist diesem Mythos nachgegangen. Die Filmemacher haben Zeitzeugen von damals befragt, um Licht in das Dunkel zu bringen. Der Versuch ist jedoch gescheitert. Dem Zuschauer werden alte Waffendepots und Interviews  präsentiert, die nichts Neues aussagen. Eine kalte Suppe wurde wieder aufgewärmt. Daß sich Gladio überwiegend aus ehemaligen SS- und Wehrmachtsangehörigen rekrutiert hat, ist bis heute unbewiesen. Das gleiche gilt für die Verbindung zur Geheimloge P2. Natürlich gab und gibt es Untergrundaktionen ausländischer Dienste in Europa. Leider bringt der Arte-Beitrag keine neuen Erkenntnisse, sondern wiederholt nur das, was die BBC bereits 1992 zutage gefördert hat. Eine Fortsetzung dieser Dokumentation wäre wünschenswert, ist den beiden Filmemachern jedoch nicht gelungen.

„Gladio – Geheimarmeen in Europa“ wird am Mittwoch, den 16. Februar, um 20.15 Uhr auf Arte gesendet

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