© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/11 11. Februar 2011

Streit um den Zölibat
Durchsichtige Debatte
von Thomas Goppel

Alle Welt bewegt der Zölibat – vor allem die, die das Versprechen nicht gegeben haben. Ausgerechnet die wollen wissen, wie zerrissen man als zölibatärer Mensch lebt. Genau das hat uns Joseph Ratzinger als Kardinal mit nicht wenigen seiner Kollegen schon aufgeschrieben: Es gibt gute Gründe, über den Zölibatsfortbestand nach- beziehungsweise vorzudenken.

Besteht zu mehr Anlaß? Die katholische Kirche operiert weltweit, nicht nur in Europa oder Amerika. Wo Not herrscht, geistig wie materiell, sind die Themen des Alltags andere, fordern den „ganzen Kerl“ (Priester). Dort, in den Breitengraden blüht Kirche und fehlt die Zeit, fordert die Seelsorge so sehr, daß die „Zöli-Debatte“ kaum auffällt. In Wohlstandsländern fehlt es dagegen an Seelsorgern, nicht in erster Linie an Eheleuten – eher noch an Vätern und Müttern.

Gibt die Analyse her, daß wir das Versprechen der Priester an die Kirche, sich ganz ausschließlich der Seelsorge zu widmen, ersatzlos streichen? Eines steht fest: In der Debatte ist einmal mehr Oberflächlichkeit am Werk, „Planeritis“ und nicht die Gründlichkeit, die der Entscheid notwendig voraussetzt.

 

Dr. Thomas Goppel war CSU-Generalsekretär und bayerischer Wissenschaftsminister und ist Sprecher der Gruppe „Christsoziale Katholiken“ (CSK)

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