© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/11 28. Januar 2011

Fortsetzung der Kontroverse um den Historiker Karl Dietrich Erdmann
Patriot, Lutheraner, Antibolschewist
(wm)

Typisches Beispiel des im SED-Agitprop-Stil von westdeutschen Jungakademikern nach 1990 geübten Bewältigungsfurors, deutsche Gelehrte der Generationen zwischen 1860 und 1920 in möglichst große Nähe zum Nationalsozialismus zu rücken, war die Arbeit von Martin Kröger und Roland Thimme über Karl Dietrich Erdmann (1910–1990) in der Zeit des Dritten Reiches von 1996. Bis heute hält die von ihnen ausgelöste Kontroverse an. Zuletzt diskutierte man im Frühjahr 2010 über die vermeintlich „braune Vergangenheit“ auf einem Kieler Symposion anläßlich Erdmanns 100. Geburtstages. Die Referate liegen jetzt gedruckt vor (Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, 12/2010). Sie dokumentieren einen weiteren Punktsieg der „Apologeten“, seiner Schüler Hartmut Lehmann, Agnes Blänsdorf und Eberhard Jäckel. Zum Leidwesen Christoph Cornelißens, derzeitiger Inhaber des Erdmann-Lehrstuhls, attestieren sie der Enkelgeneration „Hysterie“. Denn in ihren „Antikritiken“ weisen sie die „völlig überzogenen Vorwürfe“ der „Infiltration“ Erdmannscher „Geschichtsbilder“ durch „Rassismus und Antisemitismus“ souverän zurück. Sie konzedieren freilich, ihr Lehrer sei „Patriot, Lutheraner und Antibolschewist“ gewesen. Was immer noch „ungläubiges Entsetzen“ auslöst bei dem nach „Schnittstellen“ zwischen NS und Konservatismus fahndenden Cornelißen.  www.friedrich-verlag.de

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