© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/11 28. Januar 2011

Terroranschlag auf Moskauer Flughafen
Spirale der Gewalt
von Jörg Fischer

Der Krieg wird in eure Straßen kommen und ihr werdet ihn in eurem Leben und eurer Haut spüren“, drohte der tschetschenische Untergrundkommandeur Doku Umarow im Frühjahr 2010 in einer Internetbotschaft. Zuvor hatte sich der „Emir des Kaukasus-Emirats“ zu den Moskauer Metroanschlägen bekannt. Diese seien die Vergeltung für die Tötung von Tschetschenen und Inguschen. Am Montag wurde aus der Drohung auf dem Moskauer Flughafen Domodedowo blutige Realität. Am Dienstag kündigte der russische Premier Wladimir Putin dann die „unvermeidliche Vergeltung“ an: „Für dieses grausame und sinnlose Verbrechen werden die Terroristen büßen.“

Auch Präsident Dmitrij Medwedew versprach, alles zu tun, „um die Nester dieser Banditen zu vernichten“. Den Worten dürften bald militärische Taten folgen, die den verständlichen Volkszorn beruhigen. Doch die zivilen Kollateralschäden werden dem kaukasischen Untergrund neue Kämpfer zutreiben – und die Spirale von Haß und Gewalt in Gang halten. Medwedews milliardenschwerer Entwicklungsplan für die armen und unruhigen Kaukasusprovinzen dürfte vorerst gescheitert sein. Eine militärische Konfliktlösung ist aber ebenso eine Illusion wie in Afghanistan. Doch ein islamisches „Kaukasus-Emirat“ wollen Moskau wie auch der Westen auf jeden Fall verhindern – daher ist leider kein Ende von Krieg und Terror, Rache und Vergeltung abzusehen.

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