© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/11 14. Januar 2011

Mißbrauch einer Bluttat
Wer vergiftet das Klima? Vorwürfe gegen Sarah Palin
Ronald Gläser

Amerikanische Linksliberale haben sofort nach dem Amoklauf von Tucson (Arizona) damit begonnen, Sarah Palin und die Tea Party dafür verantwortlich zu machen. Bei der Schießerei am vergangenen Sonnabend sind sechs Personen ermordet und die demokratische Abgeordnete Gabrielle Giffords schwer verletzt worden.

Der früheren Vizepräsidentschaftskandidatin und Gouverneurin von Alaska wird nun vorgeworfen, ihre Anhänger wiederholt zum „sichern und nachladen“ aufgerufen zu haben. Ein ihr nahestehendes Komitee hat gegnerische Wahlkreise, die es bei der Kongreßwahl zu nehmen gelte, mit einem Fadenkreuz markiert. Einer dieser Wahlkreise war derjenige von Gabrielle Giffords. Ist Palin damit eine geistige Brandstifterin, gar spiritus rector des Blutbades?

So stellen es die Gegner der Republikaner dar. Tatsache ist, daß die Sprache der meisten US-Politiker mit starken Worten getränkt ist. Auch die Demokraten haben auf Landkarten mit Wahlkreisen Fadenkreuze gesetzt, um zu demonstrieren, wo sie die Republikaner angreifen wollen. Und ein Senator aus Illinois hat seine Anhänger im Präsidentschaftswahlkampf zu martialischen Taten aufgerufen, ohne daß dies einen Proteststurm ausgelöst hat: „Wenn die ein Messer zum Kampf mitbringen, dann bringen wir eine Kanone mit.“ So sprach Barack Obama im Jahr 2008.

Und der 22 Jahre alte Täter? Jared Lee Loughner ist ein verhaltensgestörter Mann mit wirren Ansichten und einem Rauschgiftproblem. Aus dem College ist er rausgeflogen, die Armee wollte ihn nicht. Auf dem Rekrutierungsformular soll er bei der Frage nach seinem Glauben „keinen“ eingetragen haben. Bei der Tea Party scheint ihn niemand zu kennen. Journalisten haben herausgefunden, was er so liest. Es geht querbeet: „Mein Kampf“, das „Kommunistische Manifest“, „Einer flog über das Kuckucksnest“, aber auch Platon oder Hermann Hesse. Er ist nicht einmal registrierter Wähler der Republikaner, sondern parteilos. Bei der Wahl im vergangenen Herbst hat er seine Stimme nicht abgegeben. Eine Schulkameradin hat ihn als „linkslastig“ charakterisiert. Diese Fakten lassen keine Rückschlüsse auf eine eine irgendwie geartete mittelbare Täterschaft Palins oder der Tea Party zu.

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