© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/10 17. Dezember 2010

Meldungen

Niederlande gegen EU-Staatsanleihen

DEN HAAG. Der niederländische Finanzminister Jan Kees de Jager hat sich gegen den Vorschlag gewandt, zur Finanzierung von Defizitländern gemeinsame Staatsanleihen aller Euro-Länder einzuführen. „Es wäre falsch, die unterschiedlichen Risiken zusammenzufassen. Die Finanzmärkte sollten weiterhin in der Lage sein, Risikoaufschläge individuell zu kalkulieren“, erklärte der Christdemokrat in der Wirtschaftswoche. „Wenn man alles in einen Topf wirft, dann bekommt man ein starkes Moral-Hazard-Problem. Die Märkte könnten schlechte Wirtschaftspolitik nicht mehr sanktionieren.“ Der Präsident der Euro-Zone, der luxemburgische Premier Jean-Claude Juncker, wisse genau, „wenn Deutschland und die Niederlande nicht teilnehmen, dann wird die Anleihe nicht sehr interessant für die Märkte. Einen Euro-Bond der schwachen Länder wird niemand kaufen“, so de Jager. Die Euro-Zone werde trotz der Krise überleben, denn in anderen Ländern befänden sich die Staatsfinanzen in einem noch schlechteren Zustand. „Im Durchschnitt sind das Haushaltsdefizit und die Verschuldung in der Euro-Zone immer noch niedriger als in Großbritannien, den USA oder Japan“, meinte de Jager. (fis)

 

Schuldensünder aus der Währungsunion werfen

WORMS. Der Ökonom Max Otte hat zur Rettung des Euro vorgeschlagen, die Schuldensünder aus der Währungsunion zu werfen und anschließend eine Kern-eurozone der soliden Länder zu bilden. „Griechenland, Irland, Spanien und Portugal sollten aus der Euro-Zone entlassen werden“, erklärte der Ökonomieprofessor von der FH Worms dem Handelsblatt. Dies müßte dann durch Überbrückungsprogramme und -kredite der starken Staaten abgesichert werden“, erläuterte Otte. „Aber letztlich könnten dann die Staaten wieder ihre eigene Politik bestimmen, die Banken würden vorsichtiger, und wir hätten wieder Marktwirtschaft.“ Die Politik entwickle sich aber immer mehr in Richtung Staatswirtschaft, diktiert von einem Europa von Brüssel mit „zweifelhafter“ demokratischer Legitimität. Auch die Forderung nach einer europäischen Anleihe sei „fatal“, so Otte. (fis)

 

Zahl der Woche

Mit 513 Milliarden Dollar (bzw. 388 Milliarden Euro) sind die Euro-Krisenländer bei Deutschland verschuldet. Spitzenreiter ist Spanien mit 216,6 Milliarden Dollar, Irland schuldet 186,4 Milliarden, Griechenland 65,4 Milliarden und Portugal 44,3 Milliarden Dollar. (Quelle: www.bis.org)

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