© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/10 17. Dezember 2010

Gruß aus Bern
Schwarze Schafe
Frank Liebermann

Die große „Obamamania“ ist längst verflogen. Ob in den USA, der EU oder in der Schweiz. Denn auch die Eidgenossen haben ihren Obama. Sein Name ist jedoch Ricardo Lumengo. Aufgewachsen ist er in Angola, von wo er 1982 floh. Als politisch aktiver Student wurde er dort bedroht, so daß er Asyl in der Schweiz erhielt, wenige Jahre später erfolgte die Einbürgerung. Zielstrebig arbeitete er sich nach oben.

Lumengo studierte Jura, trat der Sozialdemokratischen Partei (SP) bei und wurde im Jahr 2007 in den Nationalrat gewählt. Dort war er die erste asylberechtigte Person und der erste Schwarze, der dieses Amt in der Schweiz wahrnahm. Schnell wurden Lumengo und seine Mitstreiter zum Liebling der Medien („Sie lassen sich nicht zu schwarzen Schafen machen“, Blick), da er freundlich, eloquent und unterhaltsam auftrat. In der Schweiz galt er als das Musterbeispiel für eine gelungene Integration. Mitglieder der afrikanischen Gemeinschaft fühlten sich durch ihn „gestärkt“ und „bestätigt“.

Einen großen Knacks bekam seine Karriere dann in diesem Jahr. Nachweislich hat der Nationalrat an 44 Wahlzetteln herummanipuliert. Nach seinen eigenen Aussagen wollte er nur Neuwählern helfen, die durch das Ausfüllen der Stimmzettel überfordert gewesen wären. Selbstverständlich haben die seinen Namen auf den Zettel geschrieben. Großes Unrechtsbewußtsein hat der Jurist nicht. Das Gericht in Biel sah das allerdings anders. Es verurteilte den Politiker wegen Wahlfälschung.

Nach dem Urteil vollzog Lumengo erneut eine Kehrtwendung. Gab er noch vor dem Prozeß zum Besten, er werde im Falle einer Verurteilung von allen Ämtern zurücktreten, will er plötzlich nichts davon wissen. Nun hat sich auch seine eigene Partei von ihm abgewandt. Daraufhin wollte er den Grünen beitreten. Daraus wurde nichs. Er habe immer noch eine rote Gesinnung, ließ Lumengo verlauten und steht doch in den Schlagzeilen: „Kostete Lumengos Wahlbetrug den Grünen einen Sitz?“

Letzte Woche erhielt Lumengo ein Paket ohne Absender zugesandt. Da er sich für bedroht hielt und eine Bombe darin vermutete, rief er die Polizei. Diese öffnete das Paket. Es enthielt einen Kaktus, den ihm die Schweizer Illustrierte wegen seines Verhaltens in der Affäre zugesandt hatte. Der Anruf bei der Polizei ist ihm jetzt peinlich. Sein Festhalten am Nationalratsmandat nicht.

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