© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/10 10. Dezember 2010

Angst, auf die Straße zu gehen
Griechenland: Wachsender Unmut der einheimischen Bevölkerung über die Islamisierung des Landes
Panajotis Doumas

Die muslimischen Feiern zum Opferfest vor der Athener Universität und anderen öffentlichen Plätzen der griechischen Hauptstadt gerieten zu einer politischen Machtdemonstration. Zu Tausenden machten die Muslime Mitte November zum einen darauf aufmerksam, daß Athen keine Moschee besitzt. Zum anderen konnten sie sich sicher sein, daß in naher Zukunft eine Moschee gebaut wird.

Mit der Wahl des 56jährigen Sozialisten Giorgos Kaminis zum Bürgermeister Athens brach eine Riesenbegeisterung unter den Muslimen aus. Kaminis ist seit langem Fürsprecher eines Moscheebaus. Dieser soll nun auf einem 850 Quadratkilometer großen Grundstück im Stadtteil Votanikos errichtet werden, das bisher der Kriegsmarine gehörte und Vermutungen von namhaften Archäologen zufolge die bisher unbekannten Gräber wichtiger Männer der Antike, wie Perikles und Kleisthenes beherbergen könnte.

Die Zahl der in Athen lebenden Muslime ist unbekannt. Die Islamische Union Griechenlands spricht von etwa 500.000 Muslimen, die in der Region Attika leben. Eine Zahl, die nicht unwahrscheinlich klingt, da seit Wochen täglich Hunderte illegale Einwanderer aus Afganistan, Pakistan und dem Irak die türkisch-griechische Grenze in Thrakien (JF 48/10) überqueren. Der Großteil von ihnen landet dann auch aufgrund eines überforderten Asylverfahrens am Ende in Athen.

Athen hat sich zu einem Paradies für illegale Einwanderer verwandelt – mit all seinen Schattenseiten. Die schlecht ausgebildete Polizei ist angesichts von  Terroranschlägen, Streiks und linksextremer Randale überfordert. Entsprechend bleibt die grassierende Kriminalität – Diebstähle, Raubüberfälle, Vergewaltigungen und Schlägereien sind bereits zur Routine geworden – unangetastet.

Vormals bürgerliche Gegenden der Stadtmitte, wie der Victoria-, Attiki- oder Amerikis-Platz sowie Agios Panteleimon, entwickeln sich zu Problemvierteln, in denen es die Bewohner vermeiden, in den Abendstunden das Haus zu verlassen. Wer es sich leisten kann, zieht weg. Der Unmut steigt. Agios Panteleimon war der erste Athener Stadtteil, der reagierte. Es bildeten sich kleine Bürgergruppen, die Streife laufen. Andere Gegenden folgten.

Doch ist dies nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Spannungen zwischen Einheimischen und Einwanderern aus islamischen Ländern eskalieren. Die Frustgrenze der Athener ist längst erreicht. An einigen Orten wurden die Muslime beim Opferfest von Anwohnern mit griechischen Fahnen empfangen, verhöhnt und mit Eiern beworfen. Die rechtsextreme Partei „Chrysi Avgi“ (Goldener Sonnenaufgang), die sich den Kampf gegen die Islamisierung auf die Fahne geschrieben hat und für Anschläge auf illegale Moscheen verantlich gemacht wird, konnte von diesem Unmut profitieren und erzielte bei der Athener Bürgermeisterwahl Anfang November unerwartete fünf Prozent der Stimmen – in Agios Panteleimon gar 20 Prozent.

Unter dem Motto „Vereint gegen Rassismus und die faschistische Drohung“ demonstrierten dann auch linke Gruppen und Muslime am 20. November. Der Grund: Ein Polizist habe bei der Durchsuchung einer Person dessen Koran zerrissen. Plötzlich versuchten etwa 300 Muslime das Alte Rathaus anzugreifen. Danach bewegte sich die Gruppe in Richtung Parlament und griff die Polizei mit Knüppeln und Steinen an. Flugs war die Zahl auf 1.500 Allahu-Akbar-rufende Muslime angewachsen. Fünf Geschäfte und 75 Autos wurden zerstört.

Foto: Muslimische Feier vor der Universität Athen: Eine Machtdemonstration, die vielen Athenern nicht gefällt

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