© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/10 03. Dezember 2010

Leserbriefe

Zu: „Der Wahnsinn im Gesundheitssystem“, JF 48/10

Schaden „Gesundheitstouristen“

Die Forderung nach mehr Transparenz im Gesundheitswesen kann ich nur unterstreichen. Ergänzen möchte ich diese mit meinen jahrelangen Bemühungen um eine Beseitigung des Mißbrauchs der Krankenkassenkarten. Bereits 2003 habe ich die Barmer Ersatzkasse schriftlich gebeten, den gewaltigen Mißbrauch von Chipkarten vor allem durch ausländische „Gesundheitstouristen“ zu stoppen. Die Krankenkasse redete sich auf die bereits bestehende Vereinbarung mit der Kassenärztlichen Vereinigung heraus: „Der Vertragsarzt sollte (!) sich in begründeten Zweifelsfällen durch die Vorlage eines amtlichen Ausweises von der Identität des Patienten überzeugen.“

So entsteht uns heute – wie mir Ärzte berichteten – ein jährlicher Mißbrauchsschaden in Höhe von circa drei Milliarden Euro. Weder die Kassen noch die Ärzte und eigenartigerweise auch nicht die Regierenden haben offensichtlich ein Interesse, diesen gigantischen Betrug im Gesundheitssystem zu beenden.

Fritz Zirngibl, Teugn

 

 

Zu: „Der Fall Thomas Krüger“ von Dieter Stein, JF 48/10

Mangelnde Objektivität

Die mangelnde Objektität der BpB begann schon mit der ersten großen Koalition unter Kiesinger und Brandt. Nach 1983 wurde sie nur zeitweise wieder etwas besser. Vor allem sind die „Informationen zur Politischen Bildung“ (über 300 Ausgaben) zu erwähnen, die den zeitgeschichtlichen Unterricht jedes Gymnasiums beeinflussen. Man nehme sich nur die Ausgaben über „Polen“ oder „Tschechoslowakei/Sudetenland“ her, die Geschichte immer mehr zuungunsten der Deutschen darstellten. Doch das paßt zu den Schuldbekundungen, die unsere führenden Politiker bei ihren Staatsbesuchen vortragen, wie etwa Kanzlerin Merkel 2009 in Danzig und vor Tagen unserer Bundespräsident Christian Wulff während seines Antrittsbesuchs in Prag.

Georg K. Schmelzle,      Norden/Ostfriesland

 

 

Zu: „Karriere, Kind und Kaviar“ – Die Skandalrede des BpB-Präsidenten Thomas Krüger, JF 47/10

Sozialistisches Menschenbild

Krüger vertritt im wesentlichen die These, daß die Unterschiedlichkeiten zwischen Mann und Frau nur kulturell geprägt sind. Wer etwas anderes behauptet, sei sexistisch. Diese These, gibt Krüger selbst zu, sei für viele Menschen ein Reizthema. Tatsächlich ist aber der operative Eingriff zur Geschlechtsumwandlung erstens gewalttätig und zweitens viel problematischer für die betroffenen Menschen, als das weithin publiziert wird. Dieses Menschenbild, demzufolge alle gleich sind, erinnert an den Sozialismus. Demnach dürfte in Zukunft an den Toiletten nicht mehr eindeutig Mann und Frau gekennzeichnet sein, sondern zum Beispiel „WC Ost – WC West“, wie in der neu gegründeten Zeitschrift „Z für Zukunft“ (1. Oktober 2010) vorgeschlagen wurde.

Friedbert Erbacher, Wallmersbach

 

Das Ende der Familie eingeläutet

Thomas Krüger hebt anerkennend hervor, daß in der DDR „flächendeckendend staatliche Kinderbetreuung“ realisiert war. Das bedeutet eine Teilhabe des Staates an der Erziehung aller Kinder. Solche Äußerungen läuten das Ende der Erziehung in der Familie ein. So stand vorige Woche im Bonner Generalanzeiger ein „Ranking“ verschiedener Städte und Länder bezüglich der Krippenplätze für Kleinkinder, und ganz selbstverständlich war es um so „besser“, je mehr Kinder staatlich betreut werden, also je näher man der Hundertprozentmarke der DDR kam.

Hermann Bauer, Bornheim

 

Ein abschreckendes Beispiel

Die Auszüge aus der Rede des Herrn Krüger habe ich mir, als abschreckendes Beispiel, an die Pinnwand geheftet! Noch nie in meinem Leben las ich so einen verschwurbelt formulierten Schwachsinn. Leute wie er können auch nur bei einer staatlichen Behörde beschäftigt werden. Für diese Gender-Gestalt sollten die Verantwortlichen von CDU/CSU endlich Erbarmen zeigen und rasch das Handtuch in den Ring werfen! Unter Umständen bekommt das Neutrum Krüger ja noch die Chance, in einer Redaktionsstube von Alice Schwarzers Tante-Emma-Laden zu arbeiten.

Hartmut Neuholz, Leverkusen

 

Was ist hier noch „normal“?

Beim Lesen der Rede des BpB-Präsidenten Thomas Krüger ist mir fast schlecht geworden. Als „Normalo“ (Familienvater mit 3 Kindern, 6 Enkelkinder) verstehe ich nicht, warum dieser Staat, der doch die Ehe und Familie aus guten Gründen unter seinen „besonderen Schutz“ stellt, seit gut zehn Jahren einen solchen Werteverfall zuläßt. Und warum der Staat und die ihn tragenden Kräfte das von einigen durchgeknallten linken Soziologen erfundene Gender Mainstreaming zum Prinzip aller gesellschaftlichen und politischen Bereiche erklärt und umzusetzen hilft. Daß dieser Unfug, der auf eine totale Veränderung der Gesellschaft abzielt, auch noch überwiegend mit Steuergeldern der „Normalos“ finanziert wird, ist ein Skandal sondergleichen. Aber dies verwundert mich nicht mehr: Was ist schon hierzulande „normal“?

Günter Zemella, Schwäbisch Hall

 

Hat das was mit Strom zu tun?

Den vielen Fremdwörtern in der Rede Krügers war ich nicht gewachsen. Was ist bitte ein e-Sexueller? Hat das was mit Strom zu tun? Nutzt der Intersexuelle die Vorteile der multikulturellen Gesellschaft in Liebesdingen? Ein Objektophiler besitzt vermutlich eine Vorliebe für die Verwendung der schönen Spielsachen von Beate Uhse – dachte ich, bis ich feststellte, daß die berühmteste Vertreterin dieser Richtung die Schwedin Eija-Riitta Eklöf ist, die am 17. Juni 1979 den „antifaschistischen Schutzwall“ ehelichte. Bei der Hochzeit anwesend war ein Animist, der, mit der Mauer kommunizierend, dieser ein zustimmend gehauchtes „Ja“ entlockte. Seitdem führt die Dame offiziell den schönen Doppelnamen Eklöf-Berliner-Mauer. Ob Eklöf-Berliner-Mauer nach dem tragischen Verlust ihres Ehepartners am 9. November 1989 eine Witwenrente bezieht, konnte ich nicht eruieren.

Stephan Zankl, München

 

Staatlich alimentierter Unsinn

Der Mann hat doch einen Sprung in der Schüssel. Ein solcher Unsinn ist nur mit staatlicher Alimentierung möglich. Kein Mensch würde so etwas auf einem freien Markt nachfragen. Ich bin sicher: Nach einem Umschwung würde Krüger das Hohelied der Ehe singen.

Joachim Gohlicke, Münster

 

 

Zu: „Die ökologischen Reiter“ von Michael Manns, JF 47/10

Erste Grüne waren konservativ

Solch einen Artikel hätte ich in der JF nicht erwartet. Es gab unter den Grünen sicherlich viele, die die Schöpfung bewahren wollten, die also eigentlich konservativ sind. Der Schwarzwald wird bis heute gekalkt, damit der Boden nicht übersäuert. Frech ist der Satz, demzufolge wir „immer gesünder“ lebten. Viele Kinder haben heute Neurodermitis, ADHS (keine Modekrankheit, eher Hirnschaden) oder Asthma.

Sabine Krümmer,   Villingen-Schwenningen

 

Der Mensch ist der Verursacher

Sollte hinter diesen „grünen Prophetien des Weltuntergangs“ nur handfeste Interessenpolitik stecken, so steckt sie hinter der Leugnung jedweder menschlicher Verantwortung für den Klimawandel nicht minder. Denn es kann ja wohl nicht geleugnet werden, daß zahlreiche Prozesse vom Menschen verursacht sind: Das Verschwinden zahlloser Tier- und Pflanzenarten innerhalb weniger Jahrzehnte, die schon bald leergefischten Weltmeere, die bedrohte Existenz von Walen, Nashörnern, Tigern oder Eisbären, um nur einige Tierarten zu nennen – dies alles wird von Menschen verursacht. Daß es in spätestens 50 Jahren keine Regenwälder in Südamerika, Asien oder Afrika mehr geben wird, liegt an den Motorsägen; daß Trinkwasser weltweit immer knapper und kostbarer wird, daß die Erosion riesiger Flächen explosionsartig fortschreitet, sich die Wüsten immer schneller ausdehnen, die Luft in den Ballungsräumen immer schlechter wird – alles dies wird von Menschen (mit) verursacht oder beschleunigt.

Reinhold Sauer, Böblingen

 

 

Zu: „Der Zweifel am Endpunkt findet kein Ende“ von Mathias von Gersdorff, JF 47/10

Eine emotionalisierte Debatte

Bücher wie die von Stefan Rehder oder Laien-Initiativen wie KAO emotionalisieren die Debatte um Organspenden derart, daß es nicht verwundert, wenn die ohnehin unzureichende Rate an Spenderorganen weiter abnimmt. Die philosophische Frage, ob ein Mensch mit Herzschlag und Kreislauf tot ist, mag die eine sein. In der Medizin sprechen wir daher vom dissoziierten Hirntod, das heißt dem unwiderruflichen endgültigen Verlust unseres Bewußtseins und aller damit zusammenhängenden Kontrollfunktionen.

Die Möglichkeiten, einen Menschen nach einem Hirntod am Leben zu erhalten, sind begrenzt. Daher eilt die Entscheidung einer Freigabe zur Transplantation, denn mit dem Hirntod beginnt auch der Verfall anderer Organsysteme, was wiederum die übergeordnete Funktion und Wichtigkeit des Gehirns erklärt und verdeutlichen mag, daß der Mensch ohne nicht lebensfähig ist. Die Organe aber können weiterleben und geben anderen Menschen somit neues Leben. Insoweit ist die Hirntoddefinition vielleicht ein kompromißartiges Konstrukt der Hochleistungsmedizin, aber notwendig, um Leben zu retten, wenn das Leben des Hirntoten es nicht mehr ist.

Dr. Sven Armbrust, Greifswald

 

 

Zur Meldung: „Tabak eignet sich bestens als Bio-Pestizid“, JF 47/10

Altes Wissen für neu verkauft

Um festzustellen, daß Tabak sich hervorragend als Bio-Pestizid eignet, hätte es keiner Studien der University of Western Ontario bedurft. Ein Blick in ältere landwirtschaftliche und gärtnerische Fachbücher hätte genügt, um festzustellen, daß Tabakextrakt als Spritzbrühe (z.B. Nikotinschmierseifenbrühe) oder Räuchermittel noch vor etwa 50 Jahren erfolgreich als Insektizid und Akarizid im Freiland, in Gewächshäusern und in Vorratsräumen eingesetzt worden ist. Für das eigene Ansehen ist es selbstverständlich vorteilhaft, wenn man altes Wissen als Neuentdeckung verkauft.

Hans-Joachim Klein, Heusweiler-Dilsburg

 

 

Zu: „Appetit auf deutsches Bauernland“ von Karl-Heinz Kuhlmann, JF 46/10

Gegründet auf das Jahr 1772

Die Oldenburgischen Nachrichten berichten in ihrer Ausgabe vom 10. Juli 1926 auf der Titelseite von einer Pressekonferenz des polnischen Marschalls Pilsudski wenige Tage vorher. Pilsudski sagte in seiner Eigenschaft als Generalinspektor der polnischen Armee, der Versailler Vertrag habe das Polen von 1772 noch nicht wiederhergestellt. Polen werde nicht ruhen, „bis Danzig, Ermland, Masuren, Königsberg, Stettin, Oppeln und Breslau zum ‘Mutterland’ zurückgekehrt seien.“

Heiner Geißler hat übrigens in einer Talkshow öffentlich bestätigt, daß die Anerkennung der Oder-Neiße-Linie 1991 durch gemeinschaftliche Erpressung der vier Siegermächte (deutsche Einheit nur durch Anerkennung der polnischen Westgrenze) erfolgt ist.

Dr. Roland Mackert, Sachsenheim

 

 

Zu: „Bis Kriegsende war wenig zu beanstanden“ von Dag Krienen, JF 46/10

Wehrlose Soldaten malträtiert

Als Truppenarzt war ich im Juni 1944 in der Normandie, Teil der 1. SS-Panzerdivision. Ich versorgte mehrere kanadische Gefangene, die sehr verängstigt waren. Zu Übergriffen auf diese Gefangenen kam es nicht, alle wurden nach der Genfer Konvention versorgt und weitergeleitet. Anders wurde die Situtation im Mai 1945 nach der Kapitulation. Wir wurden in der Nähe von Braunau gefangen, gleich sieben von unserer Gruppe wurden erschossen, ohne jegliche Veranlassung. Der Rest wurde in der Nacht in Pfarrkirchen auf einer Tribüne der Pferderennbahn eingesperrt. Was sich dort in den letzten Wochen von Mai 1945 abspielte, läßt sich kaum beschreiben. Täglich tauchten amerikanische Schlägertrupps auf, die erst verschwanden, nachdem mehrere ihrer Opfer zusammengeschlagen waren und blutend liegenblieben. Kieferbrüche, Rippenverletzungen und aufgeplatzte Bauchverwundungen waren die stolze Bilanz von diesen Verbrechen an wehrlosen Gefangenen. Dabei war immer ein deutschsprachiger US-Offizier, der behauptete, wir wären die Mörder von Malmedy. Eine Fortsetzung fand das Drama im Lager Klein-München (Linz), wo mehrere den Hungertod fanden. Jetzt dürfen vielleicht die letzten Überlebenden ihre Stimme noch einmal hören lassen, bevor wir, Opfer des Krieges, in den Nebel der offiziellen Geschichte als Kriegsverbrecher verschwinden.

Dr. Abe Koldijk, Susteren/Niederlande

 

 

Zu: „Ein Faustpfand aus der Hand gegeben“ von Thorsten Hinz, JF 45/10

Belege voreiligen Totalverzichts

Der Autor hat vollkommen recht, wenn er schreibt, daß wir durch einen voreiligen Totalverzicht auf unsere ehemaligen Provinzen ein Faustpfand aus der Hand gegeben haben. Was mir jedoch noch aufgefallen ist in Ihren Darstellungen der Wahlpropaganda aus der damaligen Zeit: Die CDU wirbt auf ihrem Plakat mit einer realen Darstellung der geteilten Situation. Die FDP bedient sich einer Deutschland-Karte mit den Grenzen 1919–1938. Die SPD geht gar einen Schritt zurück und stellt Deutschland in seinen Reichsgrenzen 1871/1938 dar, also inklusive des Warthelandes und Westpreußens!

H. Walter Boecker, Schwelm

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