© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/10 03. Dezember 2010

Zeitschriftenkritik: P.M. History
Auf den Spuren einer Sagengestalt
Werner Olles

Der Wahrheit und Legende über König Artus, den sagenhaften Herrscher von Britannien, widmet die Zeitschrift „P.M. History“ (11/2010) – laut Untertitel „Europas größtes Monatsmagazin für Geschichte“ – ihren Sonderteil. In mehreren reich bebilderten Beiträgen gehen verschiedene Autoren den Fragen nach, ob sich hinter dem mythenumrankten König eine reale Persönlichkeit verbirgt, was es mit den Rittern der Tafelrunde und anderen wichtigen Figuren am Artus-Hof auf Schloß Camelot auf sich hat, und warum die Suche nach dem heiligen Gral nun möglicherweise ein Ende hat.

Nicht allein mittelalterliche Chronisten, auch zahlreiche pseudohistorische Filme und Bücher haben an der Legende um den Ahnherrn der englischen Könige gestrickt; moderne Historiker gingen ebenso auf Spurensuche. Die gestaltete sich oft recht schwierig, da viele in historischen Quellen erwähnte Örtlichkeiten heute nicht mehr sicher lokalisierbar sind und für Spekulationen im Namen von Forschung, Tourismus und Folklore reichlich Spielraum bieten. So nehmen sowohl Wales und Cornwall für sich in Anspruch, Ursprungsland von Artus zu sein, doch wartet auch Schottland mit etlichen Artus-Orten auf. Als heißer Anwärter für den Ort der Tafelrunde gilt zudem Cadbury Castle im Südwesten Englands.

Ein besonderer Abschnitt ist dem englischen Mönch Geoffrey of Monmouth gewidmet, der aus dem Sagenhelden Artus für Britannien und seine normannischen Herrscher eine historische Figur machte. Bis heute beeinflußt seine „Historia Regum Britanniae“ („Die Geschichte der Könige von Britannien“) aus dem 12. Jahrhundert, von der bis heute über 200 Handschriften erhalten sind, die Geschichtsschreibung. Indes bemächtigte sich die Pop-Kultur in den 1930er Jahren eines weiteren ritterlichen Helden, der im Windschatten der Tafelrunde und des Artus-Sagenkreises zu Weltruhm gelangte: Prinz Eisenherz. Allerdings ist die steile Karriere des von heidnischen Wikingern aus seiner Heimat vertriebenen Königssohnes von Thule, der sich in Camelot als Knappe bewährt, von Artus selbst zum Ritter geschlagen wird und beidhändig das „Singende Schwert“ führt, dessen Klinge vom gleichen Zauberer geschaffen wurde, der auch Excalibur schmiedete, reine Erfindung.

Mit einer Mordserie, die in den Jahren 1827/1828 ganz Schottland in Atem hielt, beschäftigt sich ein Beitrag im Kriminologie-Teil. In der Altstadt von Edinburgh töteten William Burke, seine Geliebte McDougal und William Hare Bettler, Prostituierte und Vagabunden und verkauften deren Leichen einem Edinburgher Arzt für den Anatomie-Unterricht. Burkes Methode des Tötens durch Ersticken ging sogar als „Burking“ in die Geschichte der britischen Rechtsmedizin ein. Obwohl sie nie die traurige Berühmtheit des Londoner Dirnen-Mörders „Jack the Ripper“ erreichten, blieben auch die von dem mörderischen Trio verübten Verbrechen noch lange im Gedächtnis der Edinburgher haften.

Kontakt. P.M. History, Gruner & Jahr AG, 20080 Hamburg. Das Einzelheft kostet 4,50 Euro, das Jahresabonnement 51,60 Euro.  www.pm-history.de

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