© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/10 03. Dezember 2010

Benzin müssen zehn Prozent Äthanol beigemischt werden
Neue staatliche Anmaßung
Klaus Peter Krause

Mit Jahresbeginn 2011 werden die Tankstellen in Deutschland ein Superbenzin mit dem Beinamen „E10“ verkaufen. Das E steht für „Äthanol“ und die 10 bedeutet „zehn Prozent“, denn diesem neuen Kraftstoff sind zehn Prozent Bio-Alkohol beigemischt – zwangsweise. Dieser Beimischungszwang kommt als Richtlinie 2009/28/EG aus der EU-Befehlszentrale in Brüssel und wurde nun in ein deutsches Gesetz gegossen. Damit soll der Anteil der „erneuerbaren Energien“ am Energieverbrauch bis 2020 auf mindestens 18 Prozent steigen. Zu dieser Vorgabe gehört auch die E10-Beimischung aus agrarischen Rohstoffen. Sie soll den Verbrauch von Benzin aus Erdöl um zehn Prozent verringern und dem Umweltschutz dienen.

Doch Äthanol trägt zum Umweltschutz letztlich nicht bei, es belastet die Natur auf etliche Weise, nämlich dann, wenn die „nachwachsenden Rohstoffe“ angebaut und verarbeitet werden. Das Einsparen von CO2 und der vorgebliche Klimaschutz taugen also als Begründung für den Äthanol-Beimischungszwang nicht. Aber selbst wenn man Äthanol nur als reine Versorgungsalternative zu Erdöl ansieht, hat man ein Problem am Hals: Der Pflanzenanbau für Treibstoffe steht in Konkurrenz zum Anbau für die Ernährung. Der Bedarf an den dafür nötigen Anbauflächen läßt sich nicht unbegrenzt decken. Auch wenn dafür immer mehr tropische Wälder gerodet werden: die Flächen sind endlich. Bei weiter zunehmender Erdbevölkerung sind steigende Preise für Nahrungsmittel die unausweichliche Folge.

Außerdem: Nicht alle Ottomotoren vertragen E10. Diese Autos müssen dann das bisherige Benzin weiterhin tanken. Das aber soll nach den bisherigen Plänen nur noch bis 2013 verkauft werden dürfen. Und was dann? Kaufzwang für andere oder neue Autos? Aber damit nicht genug. Das Fahren mit E10-Sprit wird teurer werden. Denn die Energiedichte von Äthanol ist geringer als die von herkömmlichem Benzin. Je höher dessen Anteil im Benzin, desto mehr Treibstoff benötigen die Motoren – der Spritverbrauch steigt. Hinzu kommt, daß pflanzliches Äthanol in der Herstellung teurer ist als Benzin aus Erdöl.

Im übrigen werden die Mineralölkonzerne ein starkes Interesse daran haben, den Verkauf des neuen E10-Sprits voranzutreiben. Sie haben sich nämlich der Politik gegenüber verpflichtet, einen höheren Anteil abzusetzen. Sie könnten daher den Preis für das bisherige Superbenzin anheben, damit die Autofahrer die neue Sorte kaufen. Also droht auch, daß der bisherige Kraftstoff noch teurer wird.

Kurzum, die zwangsweise Äthanol-Beimischung ist höchst fragwürdig und grundsätzlich abzulehnen. Bundestag und Bundesrat haben dennoch zugestimmt. Wieder einmal haben wir es mit einem erneuten Herumkommandieren der Bürger und einer schlimmen Anmaßung der politischen Klasse zu tun.

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