© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/10 26. November 2010

Frisch gepresst

Gerhard Nebel. Den Essayisten und Reiseschriftsteller Gerhard Nebel (1903–1974) behandelte die Literaturkritik stets ein wenig herablassend als Westentaschenausgabe Ernst Jüngers. Nicht ganz zu Unrecht, wenn Nebel auch dem „Original“ in einer Hinsicht lange voraus war: in dem Glauben, das Christentum könne Rettungsanker im Sturm der nihilistischen Moderne sein. Als Autor machte er zwischen Währungsreform und Korea-Konflikt mit drei Kriegsbüchern erstmals auf sich aufmerksam: „Bei den nördlichen Hesperiden“ (1948), „Auf ausonischer Erde“ (1949) und „Unter Partisanen und Kreuzfahrern“ (1950). Aus diesen 1.000 Seiten Kriegserfahrungen als strafversetzter Bausoldat auf einer Kanalinsel und Luftwaffen-Dolmetscher in Italien traf Michael Zeller eine straffe Auswahl und „dampfte“ sie auf ein Drittel ein, obwohl er die Diarien des „Etappenschweins“ doch für „das beste und unbekannteste Werk“ dieses Autors hält. Immerhin mag das genügen, den Vergessenen wieder präsent zu machen, der sich selbst in Jüngers Schatten stellte, obwohl seine Resonanz auch, wie der empörte Zeller nachwortet, auf einer „gezielten Gemeinheit“ des Wilflingers beruhe. (ob)

Gerhard Nebel: Zwischen den Fronten. Kriegstagebücher 1942–1945. wjs Verlag, Berlin 2010, gebunden, 282 Seiten, 24,90 Euro

 

Bayrisches. Der Aufmachung des traditionellen Familienkalenders merkt man die neue Handschrift unter Werner Krämers Redaktionsleitung nicht an. Neben Informationen über den Jahresablauf wird nach wie vor auf bayrische Tradition und Berichte rund um den Wendelstein gesetzt. Trotzdem haben inzwischen historische Beiträge aus anderen oberbayrischen Regionen ihren Platz gefunden. Alltagsgeschichten bekannter bayrischer Autoren fehlen ebensowenig wie der traditionelle Besuch des Redakteurs bei einer Persönlichkeit aus dem bayrischen Kulturleben. Erwähnenswert ein ausführlicher Bericht über 150 Jahre bairisch-tirolerische Auswanderungsgeschichte im Urwald von Peru, wo bis heute die Sitten und Bräuche der Vorfahren gepflegt werden. Die bunte Vielfalt des Bildmaterials trägt sicher dazu bei, daß der Kalender eine treue Leserschar auch außerhalb von Bayern hat, mit ein Grund, warum die Auflage sich inzwischen nahezu verdoppelt hat. (WHAS)

Der Wendelsteinkalender 2011. Ein altbairisches Heimatbuch, 52. Jahrgang. Wendelstein Verlag, Rosenheim 2010, broschiert, 160 Seiten,  7,90 Euro

 

Historisches Kalenderblatt

1. Dezember 1965: Südafrikas Städtebauminister Pieter Willem Botha, von 1978 bis 1989 Premier-minister und Staatspräsident, fordert alle weißen Paare des Landes auf, zum fünften Jahrestag des Austritts aus dem Commonwealth ein Kind zu zeugen.

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