© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/10 26. November 2010

Bologna-Prozeß und die leidende Forschung
Verschulung durch die rosarote Brille
(wm)

Wer zur Forschung nichts beitragen kann, dem bleibt noch die Lehre, die didaktische Vermittlung fremder Inhalte. Was schön zu illustrieren ist an der Karriere des Zeithistorikers Uwe Danker, der zu bundesweitem Erstaunen 1993 ohne Habilitation vom Kieler SPD-Pressesprecher zum Flensburger Professor avancierte. Geforscht hat Danker seitdem erwartungsgemäß nicht. Dafür viel, vornehmlich aus der NS-Zeit, in der Schleswig-Holsteinischen Landeszeitung, volkspädagogisch „aufbereitet“. Kein Wunder daher, daß er in einer „Zwischenbetrachtung“ zum „Studium für das Geschichtslehramt im Bolognaprozeß“ letzteren gegen Kritiker der am „Leitbild der unternehmerischen Hochschule“ orientierten „Reform“ der europäischen Hochschullandschaft verteidigt (Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, 10/2010). Denn Bologna habe zwar nicht die angestrebte Mobilität der Studenten gebracht, weil es schon den Studienortwechsel von Bundesland zu Bundesland unmöglich mache. Und auch sonst liege viel im argen. Ein segensreicher, „beispielloser Wandel“ habe sich indes durch „Verschulung“ der Studiengänge und erhöhten Didaktikaufwand ergeben. Dadurch leide zwar die Forschung, aber vielleicht werde künftig Forschung und Lehre einfach getrennt. Dann gäbe es nur noch „Lehr- und Forschungsprofessuren“. (wm) www.friedrich-verlag.de

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