© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/10 26. November 2010

Blick in die Medien
Wisnewski-Urteil gut für Pressefreiheit
Ronald Gläser

Es gibt solche und solche Polit-Journalisten. Die einen sitzen gemütlich in ihren Redaktionsstuben und verwursten Pressemitteilungen. So etwas nennt sich dann Qualitätsjournalismus und findet viel zu oft auch in den großen Verlagshäusern statt.

„Durch seine Klage wird es künftig leichter sein, Akteneinsicht zu erhalten. Das Urteil ist bares Gold wert. “

Die anderen bohren nach, wo Dinge vertuscht werden. Der Enthüllungsjournalist Gerhard Wisnewski ist so einer. Er ist im Fall Kirsten Heisig auf eine Mauer des Schweigens gestoßen. Heisig tot, es war Selbstmord – knapper hätte die Erklärung der Profi-Abwimmler der Justizpressestelle, die diesen Namen kaum verdient, nicht ausfallen können. Erst durch den von Wisnewski angestrengten Prozeß sind sie dazu gezwungen worden, die Details im Todesfall Heisig offenzulegen. In dem Urteil heißt es, aus der grundgesetzlich verbürgten Pressefreiheit leite sich auch ein Informationsanspruch der Presse ab. Es war an der Zeit, daß diese Selbstverständlichkeit einmal von einem Gericht bestätigt wird.

Ja, Wisnewski lebt davon, daß er überraschende Thesen aufstellt und überall Geheimdienstkomplotte wittert. Er geht Ungereimtheiten nach und bastelt sich Thesen zusammen wie „die Amerikaner waren nie auf dem Mond“ oder „das Erdbeben von L’Aquila wurde durch ein geheimes Forschungsprojekt ausgelöst“.

Trotzdem hat er der Presse in diesem Land einen großen Dienst erwiesen. Durch seine Klage wird es künftig leichter sein, Akteneinsicht zu erhalten, wenn Behörden uns Journalisten Fakten vorenthalten möchten. Das Urteil ist bares Gold wert. Deswegen ist es besonders schäbig, wenn die Qualitätsschreiberlinge der großen Medienhäuser Wisnewski gehässig als „Verschwörungstheoretiker“ abwatschen oder sich weigern, seinen Namen zu nennen, wenn sie über die neuaufgetauchten Fakten im Fall Heisig berichten. Sie sollten sich besser eine Scheibe abschneiden von Wisnewskis Hartnäckigkeit.

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